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Am 12. Jänner. 267
zurück, stellte sich freiwillig vor den Richter, und sprach: „Wenn
du meinen Anverwandten meinetwegen gefangen haltst, so lasse ihn
jetzt los, denn er ist unschuldig. Ich habe mich freiwillig gestellt,
damit ich den Schuldlosen befreie. Ich bin bereit, dir über alles,
was du wissen willst, Auskunft zu geben, welches ich in den Din-
gen, die mich selbst betreffen, viel besser kann, als es mein Anver-
wandter zu thun im Stande wäre." Der Statthalter antwortete
ihm: „Ich werde dir deine Flucht völlig nachsehen, und du hast
keine Bestrafung zu befürchten, wenn du nur jetzt, obwohl spät, den
Göttern opferst." Arkadius war im Glauben an Jesus Christus zu
fest begründet, als daß ein solcher Antrag des Richters ihn auch
nur einen Augenblick hatte zweifelhaft machen können, wozu er sich
entschließen solle. Mit fester Uncrschrockenheit erwiederte er daher:
„Was sprichst du? Thörichter Richter! Glaubst du etwa, daß die
Diener des wahren Gottes durch die Besorgniß dieses irdische Leben
zu verlieren, oder durch die Furcht des nahen Todes erschrecken?
Nein, denn wir wissen, daß geschrieben steht: „Christus ist mein
Leben und Sterben ist mein Gewinn." (Phil. 1, 21.) „Ersinne
die schrecklichsten Peinen, überlasse dich der größten Wuth deiner
Grausamkeit, und vollziehe an uns, was diese dir eingibt. Du wirst
uns doch nicht trennen von dem wahren Gott."
Ueber diese so freimüthige Erklärung geräth der Statthalter in
die größte Erbitterung. Er strengt alle seine Gedanken an, um nur
recht grausame Martern zu ersinnen. Alle Arten der Peinigung geht
er in seinem Rache schnaubenden Geiste durch, aber keine derselben
scheint ihm schmerzlich genug zu seyn. Viel zu geringe dünken ihm
die eisernen Krallen, zu schonend Streiche mit Riemen, an deren
Enden Bleikugeln befestiget waren, und zu gelinde alle Qualen
durch die Folterbank. Er sinnt auf neue, noch grausamere, und
bisher unerhörte Martern, durch die, wie er thörichterwcise meint,
der Muth des heiligen Bekenners besiegt werden soll. Seine ra-
sende Erbitterung macht ihn zum unmenschlichsten Tyrannen. Er
befiehlt den Schergen, daß sie nur langsam ein Glied nach dem an»
dern von dem Körper des Arkadius ablösen sollen, damit er in der
langen Dauer der schmerzlichsten Marter den Tod vielfach empfinden
müsse. Ohne Verzug mußte dieser unmenschliche Befehl vollzogen
werden. Arkadius wurde an den gewöhnlichen Ort der Hinrichtung
hinausgeführt. Als er da angekommen war, erhob er in andächti-
gem Gebethe seine Augen zum Himmel, und flehte voll der heiße-
sten Inbrunst zu Gott um Stärke im bevorstehenden Kampfe. Nach-
dem er sein Gebeth vollendet hatte, streckte er, ungeheißen, den Hen:
kersknechten seinen Nacken dar, weil er meinte, daß er durch den
schnellen Tod der Enthauptung vollendet werden würde. Allein jene
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen