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Am 22. September. 385
nicht gegen unsere Mitbürger tragen dürfen. Wir haben bisher für
unser Vaterland, für Recht und Gerechtigkeit mit Muth gekämpft.
Wir haben dir mit unverbrüchlicher Treue gedient, wie kannst du
aber auf diese noch länger zählen, wenn wir sie Gott brechen?
Wir haben zuerst Gott, und erst alsdann dem Kaiser Treue gcschwo-
rcn. Werden wir dem ersten Schwüre untreu, so kannst du dich
auf den zweiten auch nicht mehr verlassen. Du willst, daß wir auch
gegen Christen ihres Bekenntnisses wegen kämpfen? Ist es dir um
das Blut der Christen zu thun, so darfst du keine andere aufsuchen.
Du hast uns hier, die wir alle unsern Glauben an den einzig wah-
ren Gott, den Schöpfer aller Dinge, und seinen Sohn Jesus Chri-
stus , öffentlich bekennen. Wir haben unsere Gefährten hinrichten
gesehen, wir sind von ihrem Blute bespritzt worden; und doch ha-
ben wir ihren Tod nicht beweint, sondern vielmehr uns des
erfreut, daß sie gcwürdiget worden, um des Herrn, unsers
willen, zu leiden. Die Umstände, in die du uns versetzest, werden
uns zu keiner Empörung dringen; sie werden uns nicht zur Ver-
zweiflung, welche alles wagt, reizen. Wir haben zwar die Waffen
in den Händen; wir werden uns aber nicht vertheidigen, weil wir
lieber selbst sterben, als Andere todten; lieber unschuldig das Leben
verlieren, als schuldig leben wollen. Verfüge gegen uns, was dir
beliebt. Wir sind bereit, Qualen, Feuer und Schwert zu erdulden.
Wir sind, und bleiben Christen!"
Da der Kaiser sah, daß er ihre Standhaftigkeit nicht über-
winden könne, gerieth er in solche Raserei, daß er nicht mehr fähig
war zu bedenken, wie wichtig es für ihn sey, das Leben so tapferer
Krieger für seinen bevorstehenden gefährlichen Feldzug zu erhalten.
Er faßte den grausamen Entschluß, die ganze christliche Legion, bis
auf den letzten Mann, so viele nämlich von derselben noch übrig
waren, zu todten. Wohl mag er auch in seinem abergläubischen
Sinne der Meinung gewesen seyn, daß Krieger in seinem Heere,
welche den Götzen zu opfern sich weigerten, den Zorn der Götter
über seine Unternehmung bringen, und deßwegen die Ursache eines
unglücklichen Ausgangs des Fcldzugcs werden würden. Er gab sei-
nem Kriegsycere Befehl, aufzubrechen, und gegen die thebäische Le-
gion anzurücken. Dieß geschah. Die ganze Schaar der tapfern
Kämpfer Jesu Christi wurde von den Abgötterern umrungen. Sie
stellte sich nicht zur Gegenwehr, sondern legte ihre Waffen nieder.
Einer ermunterte den Andern zur Stanohaftigkeit, und Alle sahen
mit Freude der nahen Marterkrone entgegen. Sie wurden zusam-
mengehaucn, ohne daß auch nur ein Einziger übrig blieb. Das
christliche Hcldenblut floß von allen Seiten, und das ganze Feld war
mit Leichen bedeckt.
Erster Band. 23
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen