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Erfindung und Erhöhung des
(Am 3. Mai, und am 14. September.)
Kaiser Constantin, der durch die wunderbare Kraft des
seine Feinde besiegt hatte, behielt in seinem Herzen die dankbarste
Verehrung gegen Jesum Christum. Er hatte beschlossen, auf dem
Hügel Golgatha, wo unser Heiland für uns am Kreuze starb, eine
Kirche zu erbauen; aber es war nicht leicht, die eigentliche Stätte,
wo sein Kreuz gestanden, zu finden, weil der Kaiser Hadrian, vor
beinahe zwei hundert Jahren, die heiligen Orte des Todes und des
Begräbnisses Jesu Christi nicht nur zu entweihen, sondern auch sie
unkenntlich zu machen sich bestrebt hatte. Die Höhle des heiligen
Grabes war verschüttet, über ihr, und auf Golgatha waren den
heidnischen Gottheiten Tempel und Bildsäulen errichtet worden, und
die Heiden brachten Opfer an dem Orte, wo der Sohn Gottes sich.
selbst dargebracht hatte, zum Opfer für uns. — c
Die Mutter des Kaisers, die heilige Helena, reiste in ihrem
hohen Alter noch nach Palästina. Sie unternahm es zugleich mit
dem heiligen Macarius, Bischöfe zu Jerusalem, der sich durch er-
leuchteten Eifer eben so sehr, als durch h"iligen Wandel auszeich-
nete, die eigentliche Stätte dieser größten aller Begebenheiten aufzu-
suchen. Man versicherte sie, daß sie, wenn sie so glücklich sey, das
Grab des Heilandes zu entdecken, zuverlässig auch die Werkzeuge sei-
ner Kreuzigung bei demselben finden würde. Es war nämlich bei
den Juden Sitte, an jenem Orte, wo der Leichnam der zum Tode
Verurtheilten beerdiget worden war, eine Grube zu graben, und
alles, was zu ihrer Hinrichtung gedient hatte, hinein zu werfen.
Man verabscheute solche Dinge, und eilte, sie auf immer aus dem
Anblicke der Menschen zu entfernen. Die gottselige Kaiserin ließ
sogleich die Grä'ucl des heidnischen Götzendienstes auf Golgatha zer-
stören, den Schutt wegräumen, und den Boden aufgraben. Endlich
entdeckte man die Felsenkruft des heiligen Grabes. Nahe dabei fand
man drei Kreuze, sowie auch die Nägel, welche die Hände und die
Füße des Gottmenschen durchbohrt haben, und die Inschrift, welche
über seinem Kreuze gestanden hatte, auf einem besondern Brette vom
Stamme getrennt, und obgleich dieses dem einen Kreuze besser, als
dem andern anzupassen schien, so trugen doch Helena und der Bi-
schof Bedenken, diesen einzigen Umstand als vollgültiges Kennzeichen
des gesuchten Kreuzes anzusehen.
Man kann sich wohl vorstellen, in welcher schmerzenden Ver^
legenhcit sich die fromme Kaiserin befand. Macarius aber, voll des
Glaubens, bethete mit Inbrunst zu Gott, und wohl nicht ohne
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen