Seite - (000042) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
Bild der Seite - (000042) -
Text der Seite - (000042) -
38 Der heilige Gcrmanus, Bischof zu Paris.
gedeihen ließen, sondern den Glanz derselben zu befördern auf die
thätigste Weise bemüht waren; da hingegen alle andere Länder von
Fürsten beherrscht wurden, welche entweder ungläubig, oder dem aria?
nischcn Bekenntnisse zugethan waren, somit die katholische Kirche
mehr oder weniger unter hartem Drucke seufzen mußte.
Der heilige Germanus wurde geboren im Jahre 496 zu Au-
tun in Gallien. Seine Eltern, Elcuthcrius und Eusebia, standen
in großem Ansehen. Da die vortrefflichsten Gcistesgabcn an Ger-
manus sich entwickelten, so wurde er von den Eltern zur Erlernung
der Wissenschaften bestimmt, und deßhalb in seinen Knabenjahren
schon nach Avalon, einem Städtchen zwischen Autun und Autiosodo-
rum geschickt, wo er die Schule besuchte, zugleich mit Stratidius,
einem andern Knaben, der sein Vetter war. Hier drohte ihm schon
Lebensgefahr durch die Bosheit eines Weibes, die durch schändlichen
Geiz zu Mordanschlägen sich verleiten ließ. Es war die Mutter des
Stratidius. Die Eltern des Germanus mußten um diese Zeit schon
gestorben seyn; denn die Hoffnung d?r Erbschaft verleitete das hab-
süchtige Weib zu der frevelnden That, die sie unternahm, dcrcn be-
absichtigter Erfolg aber, gewiß nicht ohne besondere Fügung Gottes,
vereitelt wurde. Sie bereitete zwei Gläser mit Wein, in deren ei-
nes sie Gift that. Einer Magd, die von dem argen Anschlage je-
doch nichts wußte, trug sie auf, dieses dem Gcrmanus, und das an-
dere dem Stratidius zu geben. Die Magd verwechselte unvorsichti-
ger Weise die Gläser, und Stratidius bekam das Gift, welches ihn
zwar nicht tödtete, aber zum lebenslänglichen Siechen machte.
Nun begab sich Gcrmanus nach Lacy zu seinem Vetter Sco-
pilio, einem sehr gottesfürchtigcn Manne, der ihn auf dem Wege
der Gottseligkeit mit großer Sorge leitete. Sie waren bereits eine
halbe Meile von der Kirche entfernt, und doch trieb sie ihr frommer
Eifer alle Tage Frühe Morgens schon dahin. Weder durch Hitze,
noch durch Kälte, weder durch Sturm, noch durch Schnee ließen sie
sich zurückhalten. Fünfzehn Jahre lebte Gcrmanus bei Scopilio, und
machte auf dem Wege gottseliger Vollkommenheit solche Fortschritte,
daß ihm allgemein große Verehrung bewiesen wurde, obgleich er seine
Ehre nur allein bei Gott, und auf keine Weise bei irgend einem
Menschen suchte. Auf ihn richtete der selige Agrippinus, Bischof zu
Autun sein Augenmerk, weihte ihn zum Diakon, und drei Jahre
darauf zum Priester. Der Nachfolger des Agrippinus, der Bischof
Nectarius, setzte ihn dem Kloster bei St. Symphorian als Abt vor.
Gcrmanus überhob sich nicht in seiner neuen Würde; er wandelte
vielmehr so, als wäre er der Letzte unter den Brüdern, an denen
sich die Macht seines Beispieles sehr kräftig bewies. Mit großer
Strenge gegen sich selbst, und mit der reinsten Gottesfurcht verband
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen