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Am 28. September. 283
Wegen ihrer Arglist, Herrschsucht und Grausamkeit wird sie von den
Geschichtschreibern mit der Iezabel des alten Bundes verglichen.
Gott segnete die Ehe des Wratislaus mit drei Kindern, zwei Söh-
nen und einer Tochter. Jene hießen Wcnzeslaus und Boleslaus,
und diese ward Przbislava genannt. Sie wandelte von Jugend an,
bis zu ihrem Lebensende sehr gottesfürchtig, weßwegen sie unter den
Seligen verehrt wird.
Das Jahr der Geburt des heiligen Wenzeslaus läßt sich mit
Gewißheit nicht angeben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß er um
das Jahr 908 gestorben sey. Schon in den ersten Knabcnjahrcn
wurde er von seiner Großmutter, der gottseligen Ludmilla, zur Er:
ziehung übernommen. Von seiner Großmutter kam Wenzcslaus nach
Budez, einem Städtchen, nicht ferne von Prag, in welchem Spitig-
neus eine christliche Schule errichtet hatte. Er entsprach auf die
vollkommenste Weise den Absichten und den Hoffnungen der frommen
Ludmilla und seiner gottcsfürchtigen Lehrer, durch die glänzenden
Fortschritte, die er in nützlichen und schönen Kenntnissen sowohl, als
insbesondere auch auf der Bahn der Tugend machte. Seine reine
Gottesfurcht belebte er durch fleißigen Besuch des öffentlichen Got-
tesdienstes , vorzüglich des hochheiligen Opfers, für welches er so
große Ehrerbietung bezeigte, daß er als Knabe den Priestern beim
Altare diente, und nachher das Brod und den Wein für dasselbe
mit eignen Händen bereitete.
Der Herzog Wratislaus starb um das Jahr 920, als er erst
33 Jahre alt war. Zu seinem Nachfolger war bestimmt sein Sohn
Wcnzeslaus, und weil dieser noch minderjährig war, sollte die Re-
gierung, bis er selbst sie anzutreten fähig wäre, von einer Regent-
schaft verwaltet werden. Die Großen des Reiches wollten die vor-
mundschaftliche Obsorge und Erziehung der herzoglichen Prinzen Wcn-
zeslaus und Boleslaus nicht der Drahomira, deren böse Gemüths-
art sie kannten und verabscheuten, überlassen, sondern übertrugen sie
der Ludmilla, welche wegen ihrer Rcchtschaffcnheit allgemein, selbst
von den Heiden, schr hoch verehrt wurde. Diese Verfügung erregte
in dem Gemüthe der Drahomira einen unversöhnlichen Haß gegen
die Ludmilla. Sie hatte gehofft, wenn ihr die Erziehung des Wen-
zeslaus überlassen worden wäre, ihn nach ihrer eigenen Gemüthsart
zu stimmen, mit dem gleichen Groll, den sie gegen das Christenthum
hegte, ihn zu entflammen, großen Einfluß in seine Regierung zu er-
langen , durch denselben die christliche Religion aus dem ganzen
Lande zu verdrängen, und das Heidenthum in demselben wieder sie-
gend zu machen. Diese Anschläge sah sie nun vereitelt. Sie ver-
barg ihren tödtlichcn Haß gegen die Ludmilla^nicht, sondern offen-
barte ih> aus mancherlei Weise. Ihre fromme Schwiegermutter war
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 2
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 2
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 982
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen