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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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375 In der Psychologie hatte der Behaviorismus, von John B. Watson 1913 ursprünglich als Gegenposition zur Phänomenologie formuliert, die Untersuchung von Verhalten mit naturwissenschaftlichen Methoden und damit eine Objektivierung der Psychologie eingeführt und war zum vorherrschenden Paradigma geworden. Das Gehirn wurde als Black Box betrachtet, über deren Inhalt keine Aussage möglich sei. Lediglich das be- obachtbare Ereignis in der Umwelt (Reiz) und das mutmaßlich daraus resultierende Verhalten (Reaktion) durfte Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung sein. Lernen war die Assoziation von Reiz und Reaktion, der Geist eine tabula rasa. Darüber hinaus wurde über die Vorgänge und Strukturen innerhalb der Black Box nicht weiter theoretisiert, ein Umstand, der zunehmend kritisiert wurde. 1957 erschien das Buch „Verbal Behavior“, in dem der Behaviorist seiner Zeit, Burrhus Fredric Skinner, seine Hypothese zum Spracherwerb formulierte. In einer Buchbesprechung übte der Linguist Noam Chomsky (1959) harsche Kritik und argumentierte, dass ein so komplexes Verhalten wie Sprache unmög- lich durch den Behaviorismus, und somit durch assoziatives Lernen, allein, erklärt werden könne. Vielmehr müsse es ein genetisch determiniertes mentales Modul geben, das es Menschen erlaubt, Sprache zu erwer- ben, eine universale Grammatik, welche die Basis für den Erwerb jeglicher menschlichen Sprache biete. Damit revolutionierte er nicht nur die Linguistik; die Kritik an Skinner wird auch als Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Paradigma gesehen: dem Kognitivismus. Bevor der Kognitivismus näher diskutiert wird, muss auf die vielleicht für die Entstehung der Kogniti- onswissenschaften wesentlichste Erfindung und Voraussetzung hingewiesen werden: der Computer und sei- ne formalen Grundlagen. 1936 hatte der Mathematiker Alan Turing (1912-1954) gezeigt, dass jede bere- chenbare Funktion durch eine Turingmaschine implementiert werden kann (Turing, 1936; 1950). Eine ge- naue Erklärung würde an dieser Stelle zu weit führen; wesentlich ist in unserem Kontext, dass sie – unend- lich großen Speicher vorausgesetzt – jede berechenbare Funktion berechnen kann und, dass sie den Begriff Algorithmus exakt präzisiert. Als solche bildete sie die theoretische Basis für die Entwicklung des Compu- ters (etwa 1946 durch den Mathematiker John von Neumann), dessen Architektur nach wie vor die Basis jedes Computers bildet (eine ausführlichere Darstellung findet sich in Bechtel und Graham, 1998, 6-14). Zusammengefasst, lässt sich der wissenschaftsgeschichtliche Kontext um 1950 in sehr vereinfachter Form zuspitzen (Tabelle 1): In der Psychologie gab es eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit dem Beha- viorismus, dessen Methoden es nicht erlauben, etwas darüber auszusagen oder zu untersuchen was, salopp gesagt, im Kopf (der Black Box) passiert. Gerade daran hatten aber all jene Interesse, die menschliche Ko- gnition verstehen wollten. Auf Seiten der Analytischen Philosophie gab es ein Angebot: Denken ist logisch und basiert auf einer (formalen) Sprache; wir müssen also „nur“ einen Weg finden die Formalsprache „hin- ter“ der Alltagssprache zu beschreiben. Chomskys Idee der Universalgrammatik bot eine neue Brücke zwi- schen formaler Logik und natürlichen Sprachen. Und der Computer erschloss eine vollkommen neue Her- angehensweise, mit der wissenschaftliche Theorien einer Prüfung unterzogen werden konnten. Anstatt Mo- delle mit Papier und Bleistift durchzurechnen, konnten diese Modelle, wenn man sie in eine formalisierte Form (entspricht Algorithmen, die als Computerprogramme implementiert werden) bringt, automatisch be- rechnet werden und gegebenenfalls Vorhersagen für die empirische Forschung machen: die Methode der Computersimulation.
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Titel
L3T
Untertitel
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Herausgeber
Martin Ebner
Sandra Schön
Verlag
epubli GmbH
Ort
Berlin
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 3.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
594
Schlagwörter
L3T, online
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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