Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lehrbücher
L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Seite - 376 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 376 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien

Bild der Seite - 376 -

Bild der Seite - 376 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien

Text der Seite - 376 -

376 Ein weiteres wichtiges Puzzlestück für die Analogie zwischen Denken und Logik lieferten der Neuro- physiologe Warren McCulloch und der Logiker Walter Pitts 1943. Die Turingmaschine (und in der Folge auch von Neumann-Computer) verwenden das von Leibniz erfundene Binärsystem, das heißt sie „kannte“ die zwei Symbole „1“ und „0“. Auch Nervenzellen kennen zwei Zustände: sie feuern („1“) oder sie feuern nicht („0“). Auf Basis dieser Überlegung entwickelten McCulloch und Pitts (1943) ein sehr vereinfachtes, abstrahiertes Neuronenmodell, mit dessen Hilfe sie zeigen konnten, dass ein Netzwerk dieser Neuronenmo- delle – und damit auch das menschliche Gehirn – im Prinzip die selben Kapazitäten hat, wie eine Turing- maschine, das heißt jede berechenbare Funktion berechnen und damit auch logische Formalsprachen ver- körpern kann. Die oben beschriebene wissenschaftliche Konstellation führte zu einer neuen Sicht auf menschliche Kogni- tion und begründete so Mitte der 1950er Jahre das Entstehen der Kognitionswissenschaft (Bechtel & Gra- ham, 1998). Was sie einte, war die Annahme einer Vergleichbarkeit von Mensch und Computer in dem Sin- ne, dass der Computer ein reaktionsfähiger Mechanismus sei, der flexibles, komplexes und zielorientiertes Verhalten zeigen kann, ebenso wie Menschen. Daher sei es nur natürlich von der Hypothese auszugehen, dass ein solches System offenlege, wie Menschen zu eben dieser Flexibilität kämen, ergo zeige, wie der menschliche Geist funktioniere (Newell, 1989). Diese Annahme schlug sich im zentralen Postulat „cogniti- on is information processing“ (Englisch für „Kognition ist Informationsverarbeitung“), nieder. Informati- onsverarbeitung wird in folgendem Sinne verstanden: Ein Algorithmus verarbeitet, verändert und generiert Symbole, von denen behauptet wird, dass sie einen Ausschnitt der Welt repräsentieren (zum Beispiel das Symbol „Haus“ repräsentiert ein reales Haus). Deswegen wird dieser Ansatz auch als symbolverarbeitender Ansatz bezeichnet. Aufgabe einer Wissenschaft, die menschliche Kognition verstehen wollte, war es somit, jene „Algorithmen“ menschlicher Kognition zu identifizieren, welche die Erkenntnisse aus oben genannten Disziplinen künstlich erzeugen (im Sinne von Am-Computer-Simulieren) und diese Simulationsergebnisse wiederum in empirischen (psychologischen) Experimenten zu überprüfen. Das neue wissenschaftliche Paradigma, das – in Abgrenzung zum auf extern beobachtbares Verhalten fokussierten Behaviorismus – die Untersuchung jener innerer Mechanismen, die für menschliche Kognition verantwortlich sind, zum Ziel hatte, wird als Kognitivismus (Varela, 1990; Bechtel et al., 1998) bezeichnet. Die Grenzen zum praktisch zeitgleich entstandenen Forschungsfeld der Künstlichen Intelligenz (KI) können wir, zumindest für den Zweck dieses Lehrbuchs, als fließend erachten. Während für die KI der technische Aspekt im Vordergrund stand, war es für die Kognitionswissenschaft der Versuch, menschliche Kognition zu verstehen. Das Revolutionäre an der neu entstandenen Kognitionswissenschaft war, dass zum ersten Mal zwei Me- thoden zur Verfügung standen, eine Theorie zu überprüfen: Die Empirie, die eine Untersuchung des For- schungsgegenstands „in der Welt“ ermöglicht, wurde durch ein mächtiges Instrument ergänzt, das eine Theorie in Form eines Modells auf Kohärenz testen kann – um dann seine Vorhersagen wieder mit Hilfe der Empirie zu überprüfen. Die ersten Systeme brachten schnelle Erfolge, konnten Probleme, wie den „Turm von Hanoi“ lösen und – zur damaligen Zeit als Krone menschlicher Kognition gesehen – mathema- tische Gleichungen lösen und Schach spielen.
zurück zum  Buch L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien"
L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Titel
L3T
Untertitel
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Herausgeber
Martin Ebner
Sandra Schön
Verlag
epubli GmbH
Ort
Berlin
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 3.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
594
Schlagwörter
L3T, online
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
L3T