Seite - 35 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
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35 | www.limina-graz.eu Schwerpunkte – als Beiträge der Religions- und Weltanschauungsgemein-
schaften zur gegenwärtigen Menschenrechtsdiskussion – wirken nach
aussen und beeinflussen den Diskurs über und die Menschenrechte.
Diese Adaption wird zum einen dadurch ausgelöst, dass Religions- und
Weltanschauungsgemeinschaften durch die Menschenrechte herausge-
fordert werden. Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften kommen
nicht daran vorbei, sich zu den Menschenrechten zu positionieren bzw.
sich auf die Menschenrechte zu beziehen und im Rahmen des interreligiö-
sen und interkulturellen Dialogs Menschenrechte als leitende Prinzipien zu
respektieren. Menschenrechte weisen eine universelle Strahlkraft auf, um
Entwicklung zu initiieren und voranzutreiben und in Religions- und Welt-
anschauungsgemeinschaften hineinzuwirken. Menschenrechte bewegen
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften dazu, sich zu ihnen in
Beziehung zu setzen, sie zu deuten oder sich diese sogar anzueignen. Re-
ligionen engagieren sich für die Menschenrechte, orientieren ihre eigenen
Überzeugungen an ihnen oder integrieren sie in die eigene Lehre. Reli-
gions- und Weltanschauungsgemeinschaften können sich in ihrer Begeg-
nung mit den Menschenrechten auch zwischen den Extremen von radikaler
Ablehnung und der Inanspruchnahme befinden, dass die eigene Religion
den eigentlichen Ursprung der Innovation bildet.8
Wirken die Grund- und Menschenrechte in Religions- und Weltanschau-
ungsgemeinschaften hinein, stärken die Menschenrechte Kräfte in den
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die bereits für die Men-
schenrechte einstehen. Es wird an dieser Stelle offensichtlich, dass hier
nicht von einem statischen, monolithischen Bild von Religions- und Welt-
anschauungsgemeinschaften, sondern von einem dynamischen Verständ-
nis von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ausgegangen
wird, in denen verschiedenen Strömungen Platz haben. Damit verbunden
lässt sich feststellen, dass sich oftmals die jeweils liberalen, konservati-
ven oder traditionalistischen Strömungen in den einzelnen Religions- und
Weltanschauungsgemeinschaften über die Grenzen der jeweiligen Religi-
Peter G. Kirchschläger | menschenrechte, demokratie und religionen
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften kommen nicht
daran vorbei, sich zu den Menschenrechten zu positionieren.
8 Dies lässt sich zum Beispiel auch
bei der christlichen Tradition und
ihrem Verhältnis zu den Menschen-
rechten zeigen: „Es gab eine christ-
liche Rechtfertigung der Sklaverei,
Wirken die Menschenrechte in Religionsgemeinschaften hinein, so stärken sie inner-
halb dieser Gemeinschaften die Kräfte, die bereits für diese Rechte einstehen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 2:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 194
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven