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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
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96 | www.limina-graz.eu axel Bernd Kunze | staat – Identität – recht ethik kirchlichen Lebens einschließen sollte, müsste allerdings gleichfalls selbstkritisch fragen, wie die Kirchen hierzu möglicherweise selbst beitra- gen, etwa durch ethische Maximalforderungen, bei denen die bleibend not- wendige Sorge um die staatspolitischen Grundlagen eines Gemeinwesens aus dem Blick gerät. Diese sind kein fester Besitzstand; sie müssen immer wieder politisch gesichert und verteidigt werden. Wo dies nicht mehr ge- sehen wird, kann aus der kirchlichen Sozialverkündigung ein unernst wir- kender Gestus prophetischer Kritik werden, der ohne vernunftgeleitete Übersetzung am Ende seine politische Wirksamkeit einbüßen muss – im Migrationsdiskurs zeigen sich schon jetzt Anzeichen, die in diese Richtung weisen: „[I]n einer Reihe kirchlicher und theologischer Stellungnahmen […] wurden klassische Prinzipien wie die Anwendung der Vorzugsregeln, die Unterscheidung von sittlich gutem Willen und sittlich richtiger Tat, die Abwägung nicht-sittlicher Güter im Rahmen teleologischer Normen- begründungen sowie die differenzierte Wahrnehmung und Erörterung eines vielstimmigen biblischen Zeugnisses nicht oder nur kaum the- matisiert“ (Schwienhorst-Schönberger 2018, 336; vgl. ausführlich 336–339). Wo die Differenz zwischen biblisch-kirchlicher Lehre und deren politischen Implikationen reduziert wird und beide vorschnell in eins gesetzt werden, droht der diskursive Charakter theologischer Ethik verloren zu gehen. Die christliche Botschaft ist politisch, aber nicht parteipolitisch. Christen en- gagieren sich in einem weiten demokratischen Spektrum links wie rechts der Mitte. Denn unter Christen darf es unterschiedliche Positionen zu po- litischen Fragen geben, darf über politische Streitfragen politisch disku- tiert werden und muss um das rechte politische Handeln mitunter hart gerungen werden. Angesichts der kontrovers geführten Migrations- und Integrationsdebatte zeigen sich stattdessen Ansätze zu einem neuerlichen katholischen Integralismus oder auch Biblizismus; Letzteres etwa dort, wo die Heilige Familie als politische Flüchtlinge nach Ägypten gezeichnet wird (vgl. z.  B. Lau 2018, 224–226). Das Evangelium stemmt sich mit der bekannten matthäischen Formel aus Mt  22,21 politischen Heilslehren ent- gegen, die sich selbst absolut setzen. Aber es ‚liefert‘ umgekehrt auch kein umfassendes göttliches Gesetz. Niemand sollte in der Kirche vorschnell be- Die christliche Botschaft ist politisch, aber nicht parteipolitisch. Christen engagieren sich in einem weiten demokratischen Spektrum.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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