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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Seite - 97 -
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Seite - 97 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1

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97 | www.limina-graz.eu axel Bernd Kunze | staat – IdentitĂ€t – recht haupten, er wĂŒsste schon im Voraus ganz genau, was politisch praktizierte Christlichkeit zu sein habe. Vielmehr eröffnet das Evangelium den Raum fĂŒr eine Politik aus christlicher Verantwortung, die im politischen Diskurs Kontur gewinnt und eine Verschiedenartigkeit sĂ€kularer Gesetze zulĂ€sst. 3. IdentitĂ€tspolitische VerĂ€nderungen im gemeinsamen Zusammenleben Der Verlust staatlichen Denkens in der sozialethischen Debatte bleibt nicht folgenlos. Daniel Deckers hat die identitĂ€tspolitischen Folgen in einem Leitartikel fĂŒr die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.  MĂ€rz 2017 so auf den Punkt gebracht: In kirchlichen Stellungnahmen „werden das GefĂŒhl des Heimatverlustes und die politisch-sozialen wie kulturell-religiösen Konfliktpotentiale einer Einwanderungsgesellschaft kleingeredet, wenn sie nicht gar geleugnet werden“ (Deckers 2017, 1). Gesellschaft, Kultur oder IdentitĂ€t seien nichts Statisches – dieser Allge- meinplatz wird sozialethisch schnell als Einwand ins Feld gefĂŒhrt, wenn Sorge um eine gefĂ€hrdete IdentitĂ€t des Staatsvolkes und seiner kulturellen, sprachlichen oder moralischen Grundlagen aufscheint. Doch wer als An- geklagter vor Gericht steht, was niemandem zu wĂŒnschen ist, wird darauf vertrauen wollen, dass das ‚Volk‘, in dessen Namen Recht gesprochen wird, kein beliebig austauschbares Narrativ ist, sondern er sich auf tragfĂ€hige kulturelle Werte verlassen kann. Sollte jemand als Beamter darauf vertrau- en, dass er auch im Ruhestand auskömmlich leben kann, wird er sich sicher wĂŒnschen, dass dieses ‚Volk‘, das seinen Beamten gegenĂŒber LoyalitĂ€t zu- gesichert hat, kein beliebig austauschbares Narrativ ist, sondern eine bere- chenbare GrĂ¶ĂŸe bleibt, die sich spĂ€ter auch an einmal gegebene Pensions- zusagen erinnert. Weitere Beispiele ließen sich finden. IdentitĂ€t unter Generalverdacht zu stellen, ist sozialpsychologisch unrea- listisch und unfreiheitlich. Feste IdentitĂ€ten gefĂ€hrden das Zusammenle- ben weniger als ein Zustand erzwungener Gleichheit oder Vereindeutigung. Eine Gesellschaft, die Toleranz nur mehr ĂŒber die Kontrolle von Gesinnun- gen, denen bestehende Ungleichheit oder kulturelle Differenzierungen zu Bewusstsein kommen könnten, aufrecht zu erhalten versucht, wĂ€re re- pressiv und alles andere als lebenswert. Feste IdentitĂ€ten gefĂ€hrden das Zusammenleben weniger als ein Zustand erzwungener Gleichheit oder Vereindeutigung.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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