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Kurt remele | Christliche Kakistokratie
und Buchautor Jim Wallis. Als Gründer und Leiter der Gemeinschaft Sojour-
ners in Washington, D.C., ist Wallis politisch eindeutig zu den Progressi-
ven zu zählen. Zu Zeiten der Regierung von George W. Bush machte Wallis
deutlich, dass großzügige Steuerreduktionen für Reiche in einem Amerika
von unzähligen Armen und der militärische Überfall auf den Irak nicht dem
Willen Gottes entsprechen würden. Wie eine wachsende Zahl von anderen
Evangelikalen ist Wallis davon überzeugt, dass Christinnen und Christen
für den Erhalt von Gottes guter Schöpfung verantwortlich sind. Zusam-
men mit fünfundachtzig weiteren evangelikalen Führungspersönlichkei-
ten (earthy evangelists), wie beispielsweise Todd Basset, dem Leiter der
Heilsarmee, und Rick Warren, dem bekannten Pastor der Saddleback Mega-
church in Kalifornien, unterzeichnete Wallis im Februar 2006 einen Aufruf
der Evangelical Climate Initiative zu ökologisch verantwortlichem Handeln.
Zu Wallis’ wichtigsten Büchern zählen God’s Politics: Why the Right Gets It
Wrong and the Left Doesn’t Get It (2006) und sein im Jahre 2013 erschienenes
Plädoyer für das Gemeinwohl: On God’s Side. What Religion Forgets and Poli-
tics Hasn’t Learned about Serving the Common Good.
„Vote common good“ stand auf der Seite des orangefarbigen Busses, mit
dem Doug Pagitt, ein evangelikaler Pastor aus Minneapolis, zusammen
mit weiteren Pastoren, Musikern und Dichtern vor den Kongresswahlen
am 6. November 2018 zwei Wochen lang durch die Vereinigten Staaten
tourte. Das Ziel ihrer Reise war, ihren evangelikalen Glaubensbrüdern und
-schwestern die frohe Botschaft zu verkünden, dass Christen nicht dazu
verpflichtet seien, republikanisch zu wählen. „Ich bin nicht gegen Trump“,
rief etwa Pastor Shane Claiborne aus Tennessee der gläubigen Menge zu,
„ich bin für Jesus. Und offenbar widerspricht alles, was Trump tut, dem
Willen Jesu“ (Mealer 2018). Pastor Pagitts Tour führte keineswegs zu
einem massiven Stimmeneinbruch der Republikanischen Partei. Denn von
den weißen Evangelikalen haben sich bei der Zwischenwahl im November
2016 immerhin 75 Prozent für die republikanischen Kandidatinnen und
Kandidaten entschieden (Podrebarac Sciupac/Smith 2018).
Wer glaubt, wird reich:
Peales ‚Positives Denken‘ und das Prosperity Gospel
Auch wenn Donald Trump, um es vorsichtig auszudrücken, kein Bilder-
buch-Evangelikaler ist, so verweisen biographische Details aus Trumps
Leben doch auf eine Nähe zum Positiven Denken des New Yorker Pastors und
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 2:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 194
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven