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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Seite - 171 -
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171 | www.limina-graz.eu Franz Gmainer-Pranzl | „... mit dem menschengeschlecht und seiner Geschichte wirklich innigst verbunden ...“ Eine Kirche, die selbst jene nationalistischen ZĂŒge und identitĂ€ren PrĂ€gun- gen aufweisen wĂŒrde, von denen die gegenwĂ€rtige Welt gekennzeichnet ist, könnte nicht als Zeichen des Heils fĂŒr die Menschen wirken; eine Glau- bensgemeinschaft, die den von RaĂșl Fornet-Betancourt kritisierten Globa- lismus nur kopieren wĂŒrde, wĂ€re keine Kirche „aus allen Völkern“ (LG  7), sondern ein global agierender Konzern, dessen Zentrale eine ‚Leitkultur‘ fĂŒr alle Filialen weltweit ausgibt. Eine Welt-Kirche hingegen, die das Licht des Evangeliums in einer zerrissenen Welt zum Leuchten bringen soll, zeichnet sich durch eine Form von UniversalitĂ€t aus, die Robert Schreiter in seinen Überlegungen zu einer „neuen KatholizitĂ€t“ als „einschließende Ganzheit und GlaubensfĂŒlle entlang von interkulturellem Austausch und interkultureller Kommunikation“ (Schreiter 1997, 225) kennzeichnet bzw. Felix Wilfred als „umgekehrte KatholizitĂ€t“ bezeichnet, als „Prozess des Universal-Werdens durch Empfangen und durch Lernen von Anderen“ (Wilfred 2011, 100). Die UniversalitĂ€t einer Welt-Kirche ist nicht zu trennen von einem anspruchsvollen und vielfĂ€ltigen Lern- und Kommunikations- prozess, der Menschen verschiedener Herkunft, PrĂ€gung und Zugehörig- keit verbindet; ‚KatholizitĂ€t‘ lĂ€sst sich von daher, wie dies Anja Middel- beck-Varwick auf den Punkt brachte, als „alternative Globalisierungsthe- orie“ (Middelbeck-Varwick 2016, 168) bezeichnen, weil sie die Vielfalt und WidersprĂŒchlichkeit dieser Welt weder in das Schema einer Denk- und Le- bensform ‚inte grieren‘ noch der kompetitiven Arena des ‚Rechts des StĂ€r- keren‘ ĂŒberlassen will, sondern von der Vision der einen Menschheit her als Anstoß zu einem globalen Dialog bzw. Polylog7 begreift. Kirche, ‚herausgerufen‘ (ek-klesia) aus allen Völkern, versteht sich dem- nach nicht bloß als internationale Organisation, sondern als intensive Er- fahrungs- und Lerngemeinschaft, die aus der Vision der einen Menschheit lebt – auch wenn sie diese immer nur fragmentarisch realisieren kann. Aber bereits in diesem Fragment spiegelt sich die Möglichkeit einer Einheit der Menschheitsfamilie, die fĂŒr das Zweite Vatikanische Konzil eine vorran- gige Option darstellte. Eine Welt-Kirche kann und darf sich dieser Option nicht entziehen; sie bleibt, auch wenn sie „als kleine Herde erscheint, den- noch fĂŒr das ganze Menschengeschlecht die stĂ€rkste Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils“ (LG 9). Kirche ist ‚herausgerufen‘ (ek-klesia) aus allen Völkern und versteht sich als eine intensive Erfahrungs- und Lerngemeinschaft. 7 Der Begriff ‚Polylog‘, der in sei- ner philosophischen Bedeutung vor allem vom österreichischen Philoso- phen Franz Martin Wimmer geprĂ€gt wurde, meint einen vielseitigen Ver- stĂ€ndigungsprozess, der nicht nur von zwei Dialogpartnern betrieben wird, die sich von ihrer Position her in ein GesprĂ€ch mit dem Anderen einlassen, sondern ein GesprĂ€ch der ‚Vielen‘, das die einzelnen Ge- sprĂ€chsteilnehmer/innen in eine tendenziell vollkommen offene und von daher auch ‚verunsichernde‘ Auseinandersetzung verwickelt – entsprechend der unverfĂŒgbaren PluralitĂ€t der gegenwĂ€rtigen Gesell- schaft. (Vgl. Wimmer 2004, 66–73)
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
194
Kategorien
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