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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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25 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung Der eher ökonomische Teil der Argumentation Schreibers versucht, der Perspektive einer auf großer Skala anvisierten kapitalgedeckten Alters- sicherung so etwas wie einen kompositorischen Fehlschluss nachzu- weisen. Schreiber hielt die Aufzehrung einer kapitalgedeckten Rücklage im Alter für etwas, was für einen hinreichend vermögenden Privatmann durchaus realisierbar wäre, wohingegen in einer dynamischen, generatio- nenübergreifenden Gesamtwirtschaft die Ausgaben für die Lebenshaltung Nicht-Erwerbstätiger letztlich immer aus bestimmten laufenden Einnah- men finanziert werden müssen. Realwirtschaftlich gesehen ist es nicht zu umgehen, dass ein Teil der in einer Periode zur Verfügung stehenden Res- sourcen für die Lebenshaltung Nicht-Erwerbstätiger bzw. -fähiger abge- zweigt wird. Die Verzinsung bzw. Aufzehrung eines angesparten Kapitals ist nur einer der Verteilungsmechanismen, die dafür in Frage kommen. Gemäß Schrei- ber (1955) und neueren Befunden (vgl. etwa Orszag/Stiglitz 1999) ist dieser vom Kapitalmarkt abhängige Mechanismus gesamtwirtschaftlich gesehen nicht besonders vorteilhaft und insbesondere auch nicht Voraussetzung für eine angemessene gesamtwirtschaftliche Kapitalbildung bzw. Investi- tionsquote. Aus einer solchen Kritik der kapitalgedeckten Alterssicherung (in den 1950er-Jahren einleuchtend nicht zuletzt aus zeitbedingter Präsenz der Auswirkungen von Krieg und Inflation, welche zu einer Entwertung ge- rade zu Vorsorgezwecken angelegter Kapitalien führte) ließ sich eine Al- terssicherung auf Basis des Umlageverfahrens motivieren, wie wir es heute kennen. Dieses Umlageverfahren ist primär als eine gesamtwirtschaftlich stabilisierende und gleichzeitig solidarische Alternative zur Altersvorsorge über den Kapitalmarkt zu sehen, die für Geringverdiener ohnedies Chimäre bleiben wird. Wäre die kapitalistische Marktwirtschaft weniger dynamisch und instabil (also so statisch und stabil wie im Lehrbuch ökonomischer Grundkurse), dann wären die Argumente für das solidarische Umlagever- fahren deutlich schwächer. Schreiber schwebte aber noch ein weiteres theoretisches Standbein für das Umlageverfahren vor, das eher historisch-soziologisch orientiert war. Auf Basis von Überlegungen der katholischen Soziallehre ging er von der fa- milialen Solidargemeinschaft der vorindustriellen Gesellschaft aus: Eltern ziehen die Kinder groß und erwerben dadurch den impliziten Anspruch, in Letztlich müssen die Ausgaben für die Lebenshaltung Nicht-Erwerbstätiger immer aus bestimmten laufenden Einnahmen finanziert werden.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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