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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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29 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung Hagen Krämer (2019) auf Basis kapitaltheoretischer Überlegungen, dass in einer Welt mit vielen „alternden“ Gesellschaften ohne Umlageverfah- ren die individuellen Spar- bzw. Vermögenswünsche derart groß sind, dass ein Anlagenotstand entstünde (bzw. sich verschärfen würde), dem aus Gleichgewichtsgründen mit erhöhter Staatsverschuldung begegnet wer- den müsste. Denn Sparwünsche bzw. entsprechende Veranlagungen gehen ins Leere, wenn ihnen keine Investitionen gegenüberstehen. Ich will mit der Skizzierung dieser Aspekte aber nur andeuten, dass eine umlagefinanzierte Alters(ver)sicherung ökonomisch keineswegs abstrus ist. Eine umfassende Abwägung der Vor- und Nachteile kapitalgedeckter und umlagefinanzierter Sicherung ist ebenso wenig Gegenstand dieses Essays wie mögliche Reaktionen beider Systeme auf demographische Än- derungen, Kriterien der Optimierung beider Systeme (denn beide Systeme können in sich ein fehlerhaftes Design haben und/oder unter mangelhafter Governance leiden) oder eine Abschätzung des allenfalls vorzugswürdigen Mix zwischen den beiden. Angemerkt sei nur, dass die Vorstellung, das Kapitaldeckungsverfahren sei von demographischen Änderungen nicht betroffen, unzutreffend ist (vgl. von Weizsäcker/Krämer 2019). Dies trifft nicht einmal für die damit ver- bundenen politischen Legitimationsprobleme zu. Zwar erspart man sich im Kapitaldeckungsverfahren die politisch schmerzhaften und schwieri- gen Anpassungen der Parameter bei demographischen Änderungen, die ja für alle klar sichtbar politische Entscheidungen sind, auch wenn gewisse Sachzwänge dabei eine Rolle spielen. Ein System mit kapitalgedeckter Al- tersvorsorge, in dem sich mittelfristig ein Anlagenotstand (sprich: gerin- ge/fehlende Erträge der privaten Altersvorsorge-Produkte) breitmacht, wird aber – vielleicht zeitversetzt – ebenfalls politische Legitimationspro- bleme nach sich ziehen, weil das Argument, dieser Anlagenotstand sei eben Ergebnis des Waltens der Marktkräfte, auf Dauer kaum ziehen wird – selbst wenn es auf einer bestimmten Ebene richtig ist. Dies alles ist für die konkrete politische Ausgestaltung der Alterssicherung von großem Interesse, aber nicht im Fokus der folgenden Argumentation. Der Fokus dieser Argumentation ist vielmehr die Demonstration, dass ein funktionierendes Umlageverfahren letztlich ein Komplex aus einer Anzahl unterschiedlicher Verteilungsinteressen ist. Seine Stabilität und Akzeptanz Ein funktionierendes Umlageverfahren ist ein Komplex aus einer Anzahl unterschiedlicher Verteilungsinteressen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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