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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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30 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung hängen damit zusammen, dass eine akzeptable Balance zwischen diesen Verteilungsinteressen hergestellt wird – vor allem aber davon, dass dabei der Aspekt der Alterssicherung glaubwürdig im Vordergrund bleibt. Angenommen nun, es bestünde ein aus den skizzierten Gründen ökonomisch einigermaßen sinnvolles, balanciertes und auch zweckmäßig organisiertes Umlageverfahren. Ein solches Verfahren ist (auch wenn es nicht beim Staat, sondern bei intermediären Sozialversicherungsträgern angesiedelt ist) immer in dem Sinn politisch organisiert, als die jeweils verteilungsrelevanten Parameter in politischen Aushandlungsprozessen bestimmt werden. Diese Aushandlungsprozesse werden bestimmt durch zwei Faktoren: 1. Interessenlagen mehr oder minder klar umrissener Gruppen und 2. unterschiedliche normative Prinzipien. Im nächsten Abschnitt skizziere ich anhand von Privatisierungsstrategien in der Alterssicherung, wie in einem solchen Szenario Solidarität erodieren kann, indem dem ineinandergreifenden Interessenausgleich schrittweise der Boden entzogen wird. Dadurch wird illustriert, dass der Generationen- vertrag nur im Zusammenspiel mit einem übergreifenden Gesellschafts- vertrag und nicht isoliert funktionieren kann – oder negativ formuliert, wie Entsolidarisierung und das Ausspielen von Gruppen gegeneinander und Polarisierungen in anderen Bereichen am Ende zum Kippen eines „Generationenvertrags“ führen könnte, obwohl dieser auf lange Sicht im Interesse fast aller ist. Es liegt also ein Szenario vor, in dem einem einzel- nen „Spieler“ glaubhaft versichert werden kann, er könne sich verbessern, wenn er aus dem System ausscheidet. Bricht indessen das ganze System zusammen, sind (fast) alle schlechter gestellt. Frontale Bekämpfung der umlagefinanzierten sozialen Sicherung ist in einem solchen Szenario wohl offensichtlich zum Scheitern verurteilt und würde politischen Selbstmord bedeuten – weil ja der totale Zusammen- bruch des Systems als politsches Ziel in den Raum gestellt würde. Will man eine (Teil-)Privatisierung der Alterssicherung politisch strategiefä- hig machen, ist daher eine Art machiavellistischer Ansatz vonnöten, um hinreichend Unterstützung für grundlegende institutionelle Veränderun- gen zu schaffen. Diese Strategie muss darauf beruhen, einzelne Gruppen aus Ein Generationenvertrag funktioniert nur im Zusammenspiel mit einem übergreifenden Gesellschaftsvertrag.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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