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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
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47 | www.limina-graz.eu Jochen Ostheimer | Den eigenen Untergang erzählen, um ihn zu verhindern infolge von Verbesserungen bei der Luftreinhaltung in Städten, d. h. bei der Verringerung von (Fein-)Staub, eine Verstärkung des Temperaturanstiegs befürchtet und deswegen über künstliche Wolkenbildung als eine Gegen- maßnahme nachgedacht wurde (vgl. Crutzen 2006), waren die Forscher im zweiten Fall zunächst davon ausgegangen, dass ein großflächiger Umstieg von fossiler auf nukleare und damit emissionsfreie Stromerzeugung das Problem lösen würde, und wurden vom Erfolg der Anti-AKW-Bewegung überrascht. Entsprechend den angenommenen Ursache-Wirkungs-Ver- kettungen ist die Bildsprache in beiden Ansätzen entgegengesetzt. Einmal steht der Kölner Dom zur Hälfte im Wasser, das andere Mal versinkt Nord- amerika unter einer gewaltigen Schneeschicht.3 Gleich hingegen ist, dass in beiden Fällen Naturwissenschaftler die politische Bühne betreten und öffentlichkeitswirksam und emotional auf drohende Probleme hinweisen und die Erklärung der Kausalzusammenhänge mit moralischen Kategorien wie Schuld und Verantwortung verbinden.4 Der Segen der Erderwärmung Eine globale Erwärmung könnte auch positive Folgen haben – so eine wei- tere Zukunftsversion. Auch sie ist seit den 1970er-Jahren im Klimadiskurs vertreten. Die Vorzüge wurden insbesondere im größeren Wasserdargebot in trockenen Gebieten gesehen. Inbegriff des „Klimaparadieses“ ist eine blühende Sahara. In der gegenwärtigen Variante werden die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den nördlichen Regionen sowie ein zumindest in den Som- mermonaten weitgehend eisfreies Polarmeer betont, was eine deutlich kürzere Seepassage zwischen Europa und Ostasien sowie die Ausbeutung großer Mengen an Bodenschätzen auf dem Meeresgrund ermöglicht. Der primäre Nutznießer einer solchen Entwicklung wäre Russland. Die negati- ven Folgen, unter denen Russland ebenfalls erheblich leiden könnte, etwa Trockenheit im Landesinnern oder das Auftauen der Permafrostböden, in dessen Folge Siedlungen und Verkehrswege im Schlamm zu versinken dro- hen, wurden und werden angezweifelt oder im Vergleich zu den Vorteilen relativiert. Auch in diesem Diskurs verbinden sich wissenschaftliche Aussagen und politische Motive. Ebenso wird wie in den beiden vorherigen Modellen die 3 Für das erste Beispiel vgl. das Titelbild der Zeitschrift Der Spiegel (1986/33), für das andere etwa Ro- land Emerichs Kinohit The day after tomorrow (2004), der allerdings als Ursache nicht Aerosole nennt, sondern das Kippen des Golfstroms infolge von Schmelzwasser. 4 Eine andere Variante einer fros- tigen Zukunft zeichnen die Überle- gungen zu einem nuklearen Winter. Klimaerzählung 3: Positive Veränderungen
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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