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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 88 -
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88 | www.limina-graz.eu Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg Tradition und Religion Wie gerade erwähnt, streben die Studierenden danach, ihr Zugehörig- keitsgefühl zur österreichischen Gesellschaft mit ihrer türkischen Prägung durch das Elternhaus in einem harmonischen Gleichgewicht zu halten. Eine besondere Relevanz weisen im Zusammenhang mit dem Herkunfts- milieu Tradition und Religion auf. Die folgenden Ausführungen widmen sich diesen durch die Eltern vermittelten religiösen und kulturellen Ein- flüssen und zeigen den persönlichen Umgang der Studierenden mit einer solchen Ausgangslage auf. Betrachtet man die Bedeutung, die Tradition und Religion bei den Eltern der Studierenden hatten, so ergibt sich ein äußerst heterogenes Bild, das von einer starken Orientierung an religiösen und/oder kulturellen Inhal- ten (vgl. Neslihan, Sultan, Ahmet, Zeki) bis hin zu einer marginalen Bedeu- tung reicht (vgl. Zeynep, Mustafa) – wobei die Grenze zwischen Religion und Kultur oftmals nicht klar gezogen ist. Einige Studierende sprechen aus, dass die türkische Tradition mit dem Islam verschränkt sei (vgl. Zafer, Zeki). Dennoch können mehrere Befragte eine Hierarchie zwischen Reli- gion und Kultur im Elternhaus ausmachen, wobei beide Varianten – so- wohl die Höherstellung der Tradition (vgl. Aylin, Yasin, Zafer) als auch der Fokus auf religiöse Werte und Haltungen (vgl. Ayse, Sinan) – festzustellen sind. Hierzu merken einige an, dass mit bestimmten traditionellen Akten und Haltungen gerne gebrochen wird, falls diese mit der gewählten Le- bensweise und den Anschauungen der Eltern unvereinbar sind: „Tradition ist für uns nicht sehr wichtig. Wichtig ist: Wenn die Tradition nützlich ist, wird sie eingehalten. Wenn Tradition einen Nachteil er- gibt, wird sie nicht eingehalten. Tradition ist zum Beispiel, wenn Gäste kommen, sind alle da. Bei uns wurde das nicht eingehalten. Für meine Mutter war die Schule viel, viel wichtiger, deswegen wurde diese Tra- dition von meiner Mutter gebrochen. Sie wollte keinen Besuch unter der Woche – wenn, dann nur am Wochenende. Sie hat auch diese Tradition gebrochen, dass türkische Mädchen nie auf Exkursionen oder auf Schul- veranstaltungen geschickt werden. Ich war in Amerika und Rom. Ich war in Kärnten, ich war in Steiermark, ich war oft unterwegs. […] wir akzep- tieren nur das, was uns nützt. Alles, was uns nicht nützt, kommt nicht Eine besondere Relevanz weisen im Zusammenhang mit dem Herkunftsmilieu Tradition und Religion auf.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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