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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 108 -
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108 | www.limina-graz.eu Edith Petschnigg | Generationen im jüdisch-christlichen Dialog seit 1945 Die Besonderheiten des jüdisch-christlichen Verhältnisses im Deutschland der Nachkriegszeit galten desgleichen für Österreich. Deutlich ablesbar wird dies etwa an der Gründung der Österreichischen Christlich-Jüdischen Bi- belwoche in Graz. So bildete die Auseinandersetzung mit der Schoah den zentralen Anlass, eine Dialoginitiative nach Bendorfer Vorbild ins Leben zu rufen. Die NS-Vergangenheit ihrer Gründerin Erika Horn als BDM-Führe- rin und deren radikale Abkehr vom Nationalsozialismus noch zur Kriegs- zeit, die Anfang der 1980er-Jahre schließlich in der Gründung der Grazer Bibelwoche mündete, wurden vor den Teilnehmenden stets offengelegt. Der ehemalige steirische Landtagsdirektor Heinz Anderwald, Mitglied der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, zollt Erika Horn dafür höchsten Respekt: „Ich habe das sehr mutig gefunden, dass sie das so getan hat und so- zusagen eine Aufarbeitung ihres eigenen Lebens gebracht hat, weil die meisten Menschen nicht bereit und fähig sind, eigene Fehler einzusehen bzw., um es ein bisschen deutlicher zu sagen, dass sie einem verbreche- rischen Regime gedient hat. Das kann ich nur bewundern“ (Interview Anderwald). Für Angehörige der ersten Dialoggeneration, wie die Grazer Erwachse- nenbildnerin Erika Horn diese paradigmatisch darstellt, war das jüdisch- christliche Gespräch vielfach biographisch motiviert. Rückblickend zog die Begründerin der Österreichischen Christlich-jüdischen Bibelwoche in diesem Sinne folgende Bilanz: „Und können Sie sich denken, was mir diese Bibelwoche für ein Anlie- gen war! Es war erst da ein gewisser Abschluss, ich meine, gewiss nie ein Abschluss, dieser schmerzliche Punkt bleibt mir. Aber gut, mehr als das weitergeben konnte ich nicht. [...] Es war mir so eine Freude und eine Le- benserleichterung, mit dieser Bibelwoche, dass das gelungen ist, wirklich wahr“ (Interview Horn). Post hoc wird die Verarbeitung der Bezugsereignisse Zweiter Weltkrieg und Schoah ein zentrales Momentum generationeller Selbstthematisierung für diejenigen, die diese Zeit als Jugendliche oder Erwachsene miterlebt ha- ben und sich in den Jahrzehnten nach 1945 im jüdisch-christlichen Dialog Erika Horn, 2014 Foto: Edith Petschnigg Zu den Charakteristika der ersten Dialoggeneration gehörte die Erfahrung des Erlebens (und Überlebens) der NS-Zeit – auf TäterInnen- wie auf Opferseite.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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