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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 130 -
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130 | www.limina-graz.eu Johannes Thonhauser | Das Narrativ von Bedrohung und Widerstand Das Fresko findet sich an der Fassade des vom Künstler in seinem letzten Lebensjahrzehnt bewohnten Hauses am heute nach ihm benannten Lo- bisserweg in Klagenfurt. Darauf zu sehen ist eine liegende nackte Frau, die durch den Schriftzug unterhalb als Allegorie für das Land Kärnten identifi- ziert werden kann. Ihr Unterleib wird durch ein Kärntner Bauernhaus ver- deckt. Darüber sind Soldaten jener Völker zu sehen, die in der Geschichte Kärntens als Bedrohung für das Land wahrgenommen wurden. In chrono- logischer Reihenfolge von links nach rechts „besteigen“ oder „überren- nen“ ein Römer, ein Aware, ein Osmane, ein Franzose und ein Jugoslawe die liegende „Carinthia“. Am rechten Bildrand ist ein Kärntner Bauer mit Wappen und Schaufel in der Hand zu sehen. Sein Blick ist nach rechts, also in die Zukunft gerichtet. Er steht wohl für die Kärntner Bevölkerung, die diesen stetigen Bedrohungen im Laufe der Geschichte getrotzt hat und er- neut mit der Schaufel in der Hand die Heimat aufbauen wird. Die angeführten Beispiele deuten an, auf welche Weise das Narrativ von Bedrohung und Widerstand unter dem Eindruck des Kärntner Abwehr- kampfes transformiert wurde. Es entstand nicht erst mit dem Abwehr- kampf, sondern war seit vielen Generationen Teil des Kärntner Heimat- bewusstseins. So war es etwa die Erinnerung an den Widerstand gegen die französischen Besatzer in der Zeit der napoleonischen Kriege, die ähnliche identitätsstiftende Kraft entfalten konnte wie die Ereignisse zwischen 1918 und 1920 (vgl. Festschrift 1909; vgl. Unterluggauer 1913), ehe sie von diesen mehr oder minder ersetzt wurde. Ein kurzer Blick in einschlägige Heimatliteratur soll diesen Eindruck be- kräftigen. So lobt ein Heimatautor im Rückblick auf die Franzosenzeit die „Braven von Kärnten […], die in den Kriegswirren jener Zeit durch ihren Wagemut und die opferfreudigste Heimatliebe ein bleibendes Denkmal in unseren Herzen verdient haben […].“ (Widmann 1923, 123) Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob der Widerstand erfolgreich war oder nicht. „Unser Kärntnerland, an den Toren Italiens gelegen, hatte unendlich schwere Tage. Der Heldenkampf des Forts Malborghet und Predil un- ter den Hauptleuten Hensel und Hermann endete mit der Erstürmung der Befestigung. Der Feind war zu stark. Hier fielen Helden, hier starben Männer den Tod für die Heimat und diesem Heldenmute gebührt tau- sendjähriger Nachruhm.“ (Widmann 1923, 122; Hervorheb. im Orig.) Für die inhaltliche Ausfüllung des Narrativs ist auch unerheblich, dass, wie Willibald Rosner bemerkt, die als ruhmreicher Abwehrkampf stilisierte
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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