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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 131 -
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131 | www.limina-graz.eu Johannes Thonhauser | Das Narrativ von Bedrohung und Widerstand Verteidigungsschlacht bei Malborghet und Predil ein militĂ€risches Fiasko mit haarstrĂ€ubenden militĂ€rstrategischen Fehlern der Feldherrn Hensel und Hermann war. „Die ‚Heldengeschichte‘ war bereits stĂ€rker als die mögliche Wahrheit, und sie ist es teilweise bis heute, wenn man – zugegeben, mit einer ge- wissen Fassungslosigkeit – manche Produkte der Epigonenliteratur be- trachtet.“ (Rosner 2009, 198) Dieser Umstand zeigt nur, wie sehr sich die Faktengeschichte im kulturel- len GedĂ€chtnis zu Mythen ĂŒberformen lĂ€sst. Erst dadurch gewinnen Erin- nerungen ihre identitĂ€tsstiftende Kraft. In diesem Licht ist auch der flam- mende Appell eines weiteren KĂ€rntner Heimatliteraten zu lesen: „Möge die Erinnerung an die leidvolle und ruhmreiche Vergangenheit in den Herzen des KĂ€rntner Volkes die Liebe zur Heimat und zum Vater- lande zur unauslöschbaren, hellodernden Flamme anfachen! Die Zeit der Freiheitskriege ist ein Ehrenblatt in der Geschichte unseres Landes, auf das wir KĂ€rntner mit Recht stolz sein können.“ (Unterluggauer 1913, 2) Ähnlich verhĂ€lt es sich mit der Erinnerung an die sogenannte „TĂŒrken- zeit“, in der im ausgehenden Mittelalter osmanische Streifscharen durch KĂ€rnten zogen und das Land verwĂŒsteten. Die Hauptlinie dieser Variante des Narrativs von Bedrohung und Widerstand erinnert an den heroischen und listigen Widerstand tapferer KĂ€rntner Bauern, die sich ob der ausblei- benden militĂ€rischen Hilfeleistung von Adel und Klerus selbst organisieren mussten, ungeachtet der Tatsache, dass sie auch in diesem Fall den „Ren- nern und Brennern“ chancenlos ausgeliefert waren (vgl. Schlegl 2013). Im Kontext dessen lassen sich erste ZĂŒge eines KĂ€rntner „Heimatbewusst- seins“ bis ins 16. Jahrhundert zurĂŒckverfolgen (vgl. Neumann 1985). Mit der Heroisierung der Wir-Gruppe geht auch die DĂ€monisierung der Feinde einher. So wie die französischen Soldaten als „QuĂ€lgeister“ (Un- terluggauer 1913, 19) und ihr Feldherr Napoleon als „Zwingherr Europas“ (Unterluggauer 1913, 22) stilisiert wurden, galten die „TĂŒrken“ als „das wilde Volk“ (Widmann 1923, 66) oder „die grausamen Horden“ (Widmann 1923, 73). Allen voran in der KĂ€rntner Sagentradition stehen ihnen muti- Mit der Heroisierung der Wir-Gruppe geht auch die DĂ€monisierung der Feinde einher.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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