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Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“
„[He] analyses the Fixed Period law not from a readerly position of dis-
tance provided by satiric exaggeration or the temporal remove of the sci-
ence-fiction setting but treats euthanasia as a possible future solution to
the problem of old age“ (Hartung 2013b, 51).
Eine derartige Interpretation, so Hartung, trug zur Normalisierung der Bi-
narität von „alt“ und „jung“ in der frühen gerontologischen Literatur bei
(ebda.) – ein Dualismus, der sich bis in die gegenwärtige Altersforschung
fortsetzt.
Im beginnenden 21. Jahrhundert wird zwar nicht mehr Euthanasie, son-
dern das Aufhalten des körperlichen Alterungsprozesses als Lösung für das
„Problem“ des Alters angeboten. Historische und zeitgenössische Ansätze
eint jedoch sowohl die Gleichsetzung von Alter mit Leiden als auch der Ver-
such einer gesellschaftlichen Nutzensmaximierung. So sind etwa im Be-
reich der aktuellen biogerontologischen Forschung vergleichbare Diskurse
wie in früheren Jahrhunderten gang und gäbe, wie etwa die Arbeit des be-
rühmten Bioinformatikers und Biogerontologen Aubrey N. de Grey zeigt,
der in seinem 2007 erschienenen Buch Ending Aging. The Rejuvenation
Breakthroughs That Could Reverse Human Aging In Our Lifetime (auf Deutsch:
Niemals alt! So lässt sich das Altern umkehren. Fortschritte der Verjüngungsfor-
schung, 2010) postuliert, dass Alter eine Krankheit wäre, die man stoppen
könne und müsse:
„Es geht um die Beseitigung des nahezu unermesslichen Ausmaßes an
Leiden, das uns das Alter momentan auferlegt und an denen natürlich
nicht nur die Älteren selbst leiden, sondern auch ihre Angehörigen und
Betreuer. Und dann ist da natürlich noch der Nebeneffekt der finanziellen
Einsparungen, die die Beseitigung des Alterns der Gesellschaft bringen
würde. Es ist allgemein bekannt, dass der durchschnittliche Bürger der
industrialisierten Länder in seinem letzten Lebensjahr das Gesundheits-
wesen mehr in Anspruch nimmt als im gesamten Zeitraum davor, unab-
hängig vom Alter zum Zeitpunkt des Todes. Das sind Billionen Euro pro
Jahr.“ (De Grey/Rae 2010, 16)
Das Alter wird in diesem Sinne als Bürde des einzelnen Menschen, aber
auch der gesamten Gesellschaft gesehen, die unter den hohen Bedürfnissen
In der aktuellen biogerontologischen Forschung sind vergleichbare
Diskurse wie in früheren Jahrhunderten gang und gäbe.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven