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Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“
Die in der Kurzgeschichte präsentierten fiktionalen Möglichkeitsszenarien
zeigen durch ihre aktuellen als auch die historischen intertextuellen Be-
züge auf, wie problematisch es gerade in Situationen der Verknappung der
Ressourcen sein kann, wenn Gruppen lediglich der belastende Ressourcen-
verbrauch vorgeworfen und ihnen darüber hinaus kein Wert zugeschrieben
wird. Das Einbringen des Verursacherprinzips im Rahmen der klimaethi-
schen Diskussion macht die Begrenztheit eben dieses Prinzips deutlich,
ohne jedoch seine argumentative Funktionalität im allgemeinen Klimadis-
kurs zu leugnen. Durch seine Orientierung an Vergangenheit und Gegen-
wart könnte es dafür missbraucht werden, Verantwortung an bestehenden
Missständen vor allem bei vorhergehenden Generationen zu suchen. Wird
sämtliche Verantwortung für den Klimawandel jedoch – undifferenziert
und ungerechtfertigterweise – den „Alten“ zugeschoben, könnten diese zu
Sündenböcken gemacht werden, was schon in der Radiosendung der Kurz-
geschichte (Atwood 2014, 257) anklingt. Die Verhaltensmöglichkeiten, die
in Gegenwart und Zukunft für die Betroffenen unterschiedlicher Genera-
tionen gegeben sind, geraten aus dem Blick; radikale Handlungen werden
scheinbar notwendig.
Durch die kritische Analyse ästhetischer Repräsentationen wie etwa einer
dystopischen Geschichte können Einsichten über die Bedeutung des
Alter(n)s sowie deren Vielschichtigkeit, Mehrdeutigkeit und Widersprüch-
lichkeit gewonnen werden. Dabei wird eine „politische Haltung“ einge-
nommen, „mit dem Ziel, nicht nur die Welt zu interpretieren, sondern
durch eine Bewusstseinsänderung die Beziehung zwischen Text und Le-
senden und in der Folge zwischen Lesenden und Welt neu zu definieren“
(Maierhofer 2007, 116). Interpretationen sind demzufolge ebenso wichtig
für die Wirkungsästhetik wie die fiktionalen Werke selbst.
Dass die Zuschreibung gegensätzlicher Gruppenidentitäten oft ein Resultat
gegenseitiger Abwertungen und durchaus aktuell ist, zeigt die derzeitige
Debatte um den altersfeindlichen „Ok, Boomer“-Meme, der als „flapsige
Antwort“ (Proschofsky 2019, o. S.) junger Menschen auf die aus ihrer Sicht
herablassende Behandlung seitens Angehöriger der „Babyboom-Genera-
tion“ und deren „ständiges Jammern“ über die „Millenials“ entstanden
sein soll:
Durch die kritische Analyse ästhetischer Repräsentationen können
Einsichten über die Bedeutung des Alter(n)s sowie deren Vielschichtigkeit
und Widersprüchlichkeit gewonnen werden.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 222
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven