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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 205 -
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205 | www.limina-graz.eu Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017) das affichierte Foto betont: Die Frau in einem aufgelassenen Bergbaugebiet verlässt ihr in die Jahre gekommenes Haus nicht, ihr Bild wird an die Haus- wand geklebt, Frau und Haus zu einer lokal geäußerten Identität vereini- gend. Auf Kesselwaggons schickt JR Fotos von den Augen und Füßen Vardas auf Reisen, die das „Publikum“ nicht mehr örtlich zuordnen und nur als einen „augenblicklichen“ Eindruck aufnehmen kann. Der Film macht die Beschäftigung mit dem Anfangen – der Zusammenar- beit von Varda und JR – zum Einstieg in seine Welt. Dabei wird durch den Kunstgriff, dass sprachlich und bildlich festgehalten wird, wo sie nicht zueinander gefunden haben, auf die Vorsätzlichkeit sowohl der Zusam- menarbeit als auch des Films verwiesen. Es ist ein Akt des Aufsuchens („du kamst zu mir“), motiviert durch das Wissen um die Kunst des anderen, der dann letztlich zum Film geführt hat. So entsteht aus dem bekannten Ver- schiedenen etwas neues Gemeinsames, eine Beziehung zwischen zwei Ge- nerationen und ein Film nicht zuletzt auch darüber. Varda ist – typisch für sie – vor und hinter der Kamera präsent, was ihr eine Doppelrolle gibt: Sie erstattet Bericht und über sie wird berichtet. Sie begleitet JR, diskutiert mit ihm die Kunstaktionen, unterhält sich mit den Leuten, was nach ihren Vorgaben dann auch gefilmt wird. Damit erfährt das Publikum zwar viel über die Kunstaktion, deren konkrete Durchfüh- rung – Fotografieren, Drucken, Aufkleben – von JR vorgenommen wird, die aber doch auch geprägt von Vardas Perspektive darauf ist, was auch im Film angesprochen wird. Dadurch rückt die Beteiligung der älteren Frau am Projekt des jüngeren Kunstpartners in den Fokus – eine intergenerationale Beziehung. In einer Szene kommt dieser Aspekt einprägsam ins Bild: Für eine Affi- chieraktion besteigen beide einen riesigen Tank über einen stiegenförmi- gen Aufgang, JR in seinem Tempo, Varda in ihrem. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten werden aber vom gemeinsam durchgeführten Projekt integriert. Das Kunstwerk macht den Katalysator für die Integration von gegebenen Unterschiedlichkeiten aus, da es in der Lage ist, die gemeinsame Gegenwärtigkeit der Unterschiede – wie das Aufnehmen unterschiedlicher Meinungen in einen Diskussionsprozess – zu äußern. Der eingangs des Films gegebene Hinweis auf die Vorsätzlichkeit und die kommentierende Begleitung der Darstellung sowie das Einbeziehen der „Dargestellten“ in Es entsteht etwas neues Gemeinsames, eine Beziehung zwischen zwei Generationen und ein Film nicht zuletzt auch darüber.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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