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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 209 -
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209 | www.limina-graz.eu Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017) Der Film folgt einem Zugang, wonach die Ereignisse in einem zeitlichen Zusammenhang stehen, so dass Gegenwärtigkeit aus „Augenblicken“ einer „Reise“ zustande kommt und die Bezogenheit von Aktualität und Kontinuität der menschlichen Erfahrung von Zeitlichkeit zugrunde liegt. Je nachdem, wie das Individuum in seiner Existenzgestaltung auf diese Be- zogenheit eingeht, ergeben sich unterschiedliche Äußerungen. Im Vergleich von zwei Selbstdarstellungen Vardas wird die Konsequenz des unterschiedlichen Zugangs zur Zeitlichkeit deutlich. Während sie noch in ihrer eigenen filmischen Lebensgeschichte the Beaches oF agnès „die Rolle einer kleinen alten Dame“ einnimmt und Erinnerungen – als pars pro toto für Zeitlichkeit – mit durch die Finger rieselnden Sand vergleicht, erlaubt ihr hingegen im Film Visages Villages die gegenwartsschaffende Zusam- menarbeit mit JR das Erfassen ihrer Identität als ein gemeinsames Erzäh- len im Hier und Jetzt auf Augenhöhe des anderen. In der existentiellen Gegenwärtigkeit kommt es nämlich zu einer Über- schneidung bzw. Aufweichung der Unterschiede, die „außerhalb“ der Ge- genwärtigkeit durch die zwei Medien, zwei Lebenssituationen, durch die beteiligten Personen und Orte existentiell gegeben sind. Das Kunstwerk nimmt diese integrative Gegenwärtigkeit durch seine formal-gegenständ- liche Verfasstheit auf, es ist aber nun die Gegenwärtigkeit des Kunstwerks, die in die des Publikums hineinwirkt. Alter und Jugend werden vom Film als Aspekte der Zeitlichkeit gezeigt, deren Gegenwärtigkeit einmal als Zukunft der Vergangenheit – was wird aus den Fotoaktionen –, einmal als Vergan- genheit der Zukunft – was bleibt von den Fotoaktionen – erscheint. Die Gegenwärtigkeit – die gefilmte Fotoaktion – macht den gemeinsa- men Ausgangspunkt für Vergangenheit und Zukunft aus. Damit ruft der Film in Erinnerung, dass alle „Kategorien“, mit denen wir die menschliche Existenz zu erfassen suchen, formal-analytisch zwar separat thematisiert werden können, aber inhaltlich-synthetisch zu einem Lebenskontinu- um zusammenwirken, konkret in der jeweiligen Gegenwärtigkeit unseres Lebens. Alter und Jugend machen daher formal-analytische Zugänge zur inhaltlich-synthetischen Gegenwärtigkeit unseres Lebens aus, die dieser formale Begrenzungen verleihen, wodurch Gegenwärtigkeit erst repräsen- tiert, gewusst werden kann. Insofern greift das Kunstwerk, der Film diese Begrenzungen, Formen auf, um damit die „formlose“ inhaltliche Gegen- wärtigkeit der menschlichen Existenz erkennbar zu machen. Alter oder Jugend sind damit nicht mehr Eigenschaften des Individuums, sondern werden in Visages Villages als existentielle Herausforderung bei der Schaffung von Gegenwärtigkeit gesehen, die darin besteht, Gegenwärtig-
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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