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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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44 | www.limina-graz.eu Wolfgang Benedek | Religiöser Fundamentalismus aus menschenrechtlicher Sicht Wahrheitsanspruch seiner jeweiligen Vertreter, zusammen mit einem eli- tär-autoritären Erkenntnisideal und einem monistischen Totalitätsstreben (vgl. Salamun 2005, 37-40). Religiösen Fundamentalismus gibt es in ver- schiedenen Religionen, nicht nur im Islam, wobei der Islamismus derzeit seine bedeutendste Erscheinungsform darstellt (vgl. Weiss 2013). Wenn religiöser Fundamentalismus einen exklusiven Anspruch auf die Gestal- tung der Gesellschaftsordnung erhebt, kann von religiösem Extremismus gesprochen werden. Dieser kann, muss aber nicht gewalttätige Formen bis hin zum Terrorismus annehmen. Fragen der Radikalisierung und der Aus- prägungen des Extremismus wie auch seiner Bekämpfung sind Gegenstand der Extremismusforschung (vgl. Berger 2019), auf welche hier nicht näher eingegangen werden kann. Radikale religiöse Erneuerungsbewegungen hat es immer wieder gege- ben. Es kann somit verschiedene Formen des religiösen Fundamentalis- mus geben, die nicht gewalttätig sein müssen. Ohne Zweifel bedroht er in der Form der extremen und gewaltbereiten Varianten etwa des radika- len oder extremen Islamismus Demokratie und Menschenrechte. Im Fall eines gemäßigten Islamismus, der sich an die Gesetze hält, geht es hin- gegen eher um die Gestaltung des Lebensbereiches der MuslimInnen nach ihren religiösen Auffassungen, was mangels Akzeptanz zur Bildung von Parallelgesellschaften führen kann. Dies ist politisch unerwünscht, aber nicht verboten und kann auch eine Folge mangelnder Integration in die Mehrheitsgesellschaft sein. Auf internationaler Ebene ist eine Zunahme des religiösen Fundamentalis- mus zu beobachten, der in verschiedenen Erscheinungsformen auftritt und unterschiedliche Funktionen erfüllt. So trägt er einerseits als ethno- oder nationalreligiöser Fundamentalismus zu internationalen und innerstaat- lichen Konflikten bei, andererseits wird er von Regierungen zwecks Sta- bilisierung ihrer Herrschaft eingesetzt. Dies gilt für den Konflikt zwischen Indien und Pakistan bzw. innerhalb Indiens zwischen Hindus und Moslems ebenso wie am westlichen Balkan, wo sich das katholische Kroatien oder das orthodoxe Serbien als Bollwerk gegen den Islam verstehen. In Russ- land wird die Orthodoxie zur Stabilisierung der Herrschaft von Putin eben- so eingesetzt wie in den USA die evangelikalen Christen vom ehemaligen Präsidenten Trump, auch wenn es hier natürlich große Unterschiede gibt, International ist eine Zunahme des religiösen Fundamentalismus zu beobachten, in verschiedenen Erscheinungsformen und mit unterschiedlichen Funktionen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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