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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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54 | www.limina-graz.eu Wolfgang Benedek | Religiöser Fundamentalismus aus menschenrechtlicher Sicht Freilich sind, zum Beispiel im Internet, auch fundamentalistische Mus- limInnen aktiv, die Hass gegen NichtmuslimInnen oder auch gegen andere MuslimInnen, die ihren Vorstellungen nicht entsprechen, verbreiten. Bei- de Gruppen agieren oft in ‚Echokammern‘ Gleichgesinnter, was die Pola- risierung fördert. So beklagen sich etwa liberale Muslime wie Mouhanad Khorchide, zu wenig Schutz vor IslamistInnen zu erhalten, die eine isla- mische Identitätspolitik bzw. einen sog. politischen Islam betreiben (vgl. Khorchide 2020a). Dahinter steht die Spaltung zwischen einem traditio- nellen, manchmal fundamentalistischen Islamverständnis und dem Ver- such, dieses an die Erfordernisse der modernen Welt anzupassen, es steht also Identitätspolitik gegen westliche, europäische Werte, die in einem ‚europäischen Islam‘ Platz finden können. Auch der ehemalige Botschafter Österreichs in Tunesien, Gerhard Wein- berger, wendet sich gegen eine den „Opfermythos“ befeuernde „Islamo- phobie-Ideologie“ (Weinberger 2020, 34). Seine Erfahrungen in Tunesien fasste er in dem Buch Mit dem Koran ist kein Staat zu machen (Weinberger 2018) zusammen, in dem er die Probleme staatlicher Entwicklung aufgrund eines reformbedürftigen Islam behandelt. Er wurde dafür als islamophob kritisiert. Der Vorwurf der Islamophobie ist heute durch seine Überdeh- nung teilweise diskreditiert. So hat eine Gruppe von WissenschaftlerInnen den Europäischen Islamophobiebericht, der von einer türkischen Stiftung, aber auch der EU finanziert wird, kritisiert, weil dort seriöse Islamkriti- kerInnen als islamophob bezeichnet wurden. Aus demselben Grund gab es Kritik an seinem österreichischen Teil.10 Das Problem besteht dennoch. Für Wien berichtete etwa die Dokumenta- tions- und Beratungsstelle für Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus in ihrem Jahresbericht 2019 über einen Anstieg des Rassis- mus gegen Muslime (vgl. Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit 2019). Auch die Zahlen der Antidiskriminierungsstelle für die Steiermark zeigen eine Zunahme. In den letzten Jahren hat sich auch die Hassrede gegen Mus- limInnen im Internet verstärkt, wie die sog. BanHate App der Antidiskrimi- nierungsstelle zeigt, über die solche Hasspostings gemeldet werden kön- nen (vgl. Antidiskriminierungsstelle 2019). Dazu trägt der überwiegend kritische Diskurs gegenüber MuslimInnen in Politik und Medien bei, wie auch eine 2019 an der Universität Salzburg entstandene Studie feststellt. Im Hintergrund steht eine Spaltung zwischen einem traditionellen Islamverständnis und dem Versuch, dieses an die Erfordernisse der modernen Welt anzupassen. 10 Siehe Addendum vom 11.12.2019, https://www.addendum.org/news/ islamophobie-bericht/ [30.11.2020].
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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