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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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59 | www.limina-graz.eu Wolfgang Benedek | Religiöser Fundamentalismus aus menschenrechtlicher Sicht 7 Integration und Inklusion gegen Radikalisierung Dem guten Zusammenleben und der Integration sowie der Vertrauensbil- dung mit den MuslimInnen eher abträglich sind auch Studien wie diejenige, die vom Österreichischen Integrationsfonds zum Thema „Integrationsdiskur- se in ausgewählten Grazer Moscheen“ ausgerechnet bei einem Verein na- mens Europäisches Institut für Terrorismusbekämpfung und Konfliktprävention in Wien in Auftrag gegeben wurde. Die Daten für die Studie, deren AutorIn- nen ganz ungewöhnlicher Weise nicht genannt werden, wurden durch für diesen Zweck geschulte undercover-Rechercheure erhoben, indem ein bis zwei Freitagspredigten in acht von ca. zwanzig in Graz bestehenden Mo- scheen beobachtet wurden. Aus der Argumentation der Imame wurde auf die Integrationsfreudigkeit der jeweiligen Moschee geschlossen, wobei der verwendete Integrationsbegriff problematisch war. Den Betroffenen wur- de keine Möglichkeit zur Stellungnahme zu den Ergebnissen geboten. Zwar wurde in der Studie selbst auf ihre mangelnde Repräsentativität hingewie- sen, nicht jedoch in der Zusammenfassung, die zum Schluss kam, dass kei- ne der beobachteten Moscheen die Integration unterstütze, während drei sogar die Segregation förderten.18 In den Medien führte dies zu Schlagzeilen wie „Integrationshürde Islam“ und „Moscheen hemmen Integration“,19 woraus etwa die FPÖ ableitete, dass es sich bei den untersuchten Moscheen um „Entwicklungszentren des Radikalislamismus“20 handle. Diese Vorgangsweise der Politik, die meist von den Medien noch verstärkt wird, führt zu einer zunehmenden Einschüchterung der MuslimInnen, die sich oft Pauschalierungen im Sinne eines Generalverdachts und einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen. Das von Politik und Medien ge säte Misstrauen erschwert die Beteiligung in die Gesellschaft, wie aus einer re- zenten Studie hervorgeht, in der die Erfahrungen von Jugendlichen in Graz erforscht wurden. Sie fühlen sich integriert, aber nicht immer akzeptiert, da es an der sozialen Anerkennung fehlt und sie mit vielfältigen Vorurteilen konfrontiert sind (vgl. Catakovic 2019). Bemühungen in der Vergangenheit, die Beteiligung der MuslimInnen in der Gesellschaft zu stärken (vgl. Bene- dek/Mahmoud 2011), werden dadurch konterkariert. Im schlimmsten Fall kann der ständig zunehmende Druck auf die MuslimInnen zur Radikalisie- rung Einzelner und damit zur Stärkung des religiösen Fundamentalismus auch in seiner extremen Form führen. 18 ÖIF-Forschungsbericht: Diskurse in ausgewählten Grazer Moscheen und deren mögliche Auswirkungen auf den Integrationsprozess, hg. v. Öster- reichischer Integrationsfonds, Wien 2020, [30.11.2020]. 19 Kleine Zeitung (Graz), 9.7.2020, 1; 20–21. 20 Presseaussendung der FPÖ, OTS0047, 9.7.2020. MuslimInnen sehen sich Pauschalierungen im Sinne eines Generalverdachts ausgesetzt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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