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W. Weirer, J. Brunner und A. Gmoser | Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalismus?
„Great zu sehen wie die #kirche moved!!!!“ – Dieser Slogan entstammt
einem Posting auf dem Instagram-Account der HOME Church Salzburg,
einer christlichen Gemeinde, die zur römisch-katholischen Kirche gehört
und die sich sowohl regional in Salzburg konstituiert als auch überregio-
nal verschiedene Social Media Sites mit respektablen Zugriffszahlen be-
spielt (vgl. z. B. https://www.home-church.tv). Aussage und Stil des zitier-
ten Slogans machen neugierig und haben zugleich Irritationspotential. Sie
stehen für einen spezifischen Religiositäts- und Spiritualitätsstil, der für
manche Gruppen junger Erwachsener zunehmend attraktiv ist.
Die Religiosität Jugendlicher und junger Erwachsener in gegenwärtigen
gesellschaftlichen Kontexten stellt insgesamt ein äußerst plurales Phäno-
men dar, das durch ein hohes Maß an Individualisierung gekennzeichnet
ist (vgl. Schweitzer et al. 2018; Schweitzer et al. 2017; Streib 2017; Albert
et al. 2019; Schweitzer 2015). Es ist eine wesentliche Aufgabe der Religions-
pädagogik, die Vielfalt der Ausrichtungen und Ausdrucksformen von Reli-
giosität wahrzunehmen und auf dieser Grundlage entsprechende Konzepte
religiöser Bildung zu entwerfen. Seit zwanzig Jahren ist Pluralitätsfähig-
keit ein zentrales Paradigma christlicher Religionspädagogik. Bereits 2002
hat Rudolf Englert ein Plädoyer für eine pluralitätsfähige Religionspädago-
gik gehalten, die sich u. a. „um eine umfassende Kenntnis faktisch gelebter
Religiosität“ bemüht und „auch auf unvertraute Formen von Religiosität
unverkrampft“ (Englert 2002, 93) zugeht. Eine notwendige Grundlage da-
für, religiöse Entwicklungs- und Bildungsprozesse in Gang zu bringen, sei
es auch,
„auf fremde und vielleicht sogar befremdende Formen von Religiosi-
tät mit Interesse und möglichst ohne Vorurteile zuzugehen. Nur so las-
sen sich die Voraussetzungen dafür schaffen, dass es überhaupt zu einer
Kommunikation über Religiositätsstile und Glaubensformen kommen
kann […].“ (Englert 2002, 95)
Das bestehende Forschungsinteresse der Religionspädagogik ist in diesem
Sinne unbedingt erweiterungsbedürftig: Richtete diese
„bisher vorwiegend ihren Blick auf die herkömmlichen und vertrauten
kirchlich institutionalisierten und damit konfessionellen Erscheinungs-
„Great zu sehen wie die #kirche moved!!!!“
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 224
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven