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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Seite - 146 -
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146 | www.limina-graz.eu W. Weirer, J. Brunner und A. Gmoser | Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalismus? das auch“ (SM #149, 24:33–24:34) regen sie die Mitfeiernden indirekt dazu an, Vergleiche mit ihnen anzustellen, wodurch eine Verbindung entstehen kann. Dieses GefĂŒhl der Zusammengehörigkeit wird zusĂ€tzlich verstĂ€rkt, indem das Fehlen des Publikums vor Ort wiederholt bedauert wird: „Wir vermissen euch wirklich. Ich vermisse euch wirklich. Und es geht mir nicht gut, dass ihr nicht da seid.“ (SM #145, 43:42–44:00) Durch die genannten, sehr persönlichen Ausdrucksweisen werden – in Kombination mit der stimmungsvollen musikalischen Begleitung – vor al- lem die Emotionen der Teilnehmenden angesprochen, wodurch eine Ver- bindung aufgebaut werden kann. Diese ist eine wichtige SĂ€ule fĂŒr Gemein- schaft, welche von Religionen im Allgemeinen und im Besonderen von der HOME Church als tragend erachtet wird – was gerade in Zeiten des Social Distancing, in denen persönliche Treffen nicht möglich sind, eine Heraus- forderung darstellt. Allerdings ist in diesem Kontext darauf aufmerksam zu machen, dass ein vermehrtes Aufkommen von scheinbar definitiven Antworten auf Fragen des (religiösen) Lebens sowie von Direktiven auffällt, wie die folgende Pas- sage zeigt: „[
] und ich kann dir versichern: Es macht einen Unterschied, wenn du vor Gott bekennst und auch vor dir dir eingestehst, dass die Dinge nicht richtig sind, die du tust, dass du einfach gefailed hast, dass du falsche Entscheidungen getroffen hast [
].“ (SM #145, 46:20–46:38) Diese werden teilweise mit Phrasen eingeleitet, welche bei genauerem Hinhören dem Framing4 zugeordnet werden können, wie zum Beispiel: „Aber ich habe eine gute Nachricht!“ (SM #148, 25:57–25:59). Des Weite- ren lassen einige von den Sprecher/innen benutzte Formulierungen darauf schließen, dass sie genau wĂŒssten, wie Gott oder Jesus denkt und wirkt – auch in Bezug auf alltĂ€gliche Fragen: „Irgendwie gehört fĂŒr Gott sich gut anziehen zu können, ordentlich an- ziehen zu können, richtig sich schön zu machen, das gehört fĂŒr Gott dazu, und dafĂŒr braucht es Geld ĂŒbrigens in unserer Welt. Jesus hat kein Pro- blem mit Geld oder mit Besitz, im Gegenteil: Er will, dass es dir richtig gut geht.“ (SM 152, 47:08–47:28) 4 Die Anwendung von „Frames“ (engl. fĂŒr Rahmen) wird in den Kommunikationswissenschaften seit den 1990er-Jahren behandelt. Sie werden von Vortragenden (oder z. B. auch Journalist/innen in der Berichterstattung) verwendet, um den Hörer/innen (oder Leser/innen) Orientierungsrahmen zu bieten, damit Informationen leichter ver- arbeitet werden können. Damit werden jedoch auch bestimmte Aspekte und Positionen betont und andere ausgeblendet, wodurch die Interpretation der Rezipient/innen beeinflusst wird (vgl. Brosius/Dan 2020, 265–267). Die Sprecher/innen scheinen genau zu wissen, wie Gott denkt und wirkt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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