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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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20 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma des Schöpfungsauftrags betont, dass Israel in Ägypten von einer Sippe zu einem Volk angewachsen ist (Gen 1,28; Ex 1,7). Genau dies aber führt zu Überfremdungs- und Umsturzängsten des regierenden Herrschers, der daraufhin für diese Bevölkerungsgruppe Zwangsarbeit unter der Aufsicht von Fronvögten verfügt. Man will diese Zuwanderer unter Kontrolle halten und meint, deren Geburtenrate durch zu leistende Schwerstarbeit herab- setzen zu können.4 – Stünden solche Aussagen nicht in der Bibel, würde man sie heute der populistischen Neuen Rechten zuschreiben. Als diese Maßnahmen den gegenteiligen Effekt erzielen, beschließt man am Pharaonenhof, Israel zu versklaven, die auferlegte Arbeit noch zu erwei- tern und zu erschweren. Der Pharao initiiert zudem einen schleichenden Genozid: Er spricht selbst mit den Hebammen der Hebräerinnen und weist sie an, die Knaben bei der Geburt sterben zu lassen. In patrilinearen Gesell- schaften bedeutet der Mangel an Männern langfristig das Aussterben einer sozialen Einheit; Frauen sind jedoch in fremde Genealogien integrierbar, sind allein nicht in der Lage, die Identität einer Ethnie zu erhalten. Schifra und Pua jedoch verweigern sich der Selektion aufgrund des Geschlechts, was eine zweifache Reaktion bewirkt: Gott belohnt sie, der Pharao hinge- gen gibt nun den Befehl zum direkten Genozid, nach dem nun alle neuge- borenen Knaben in den Nil geworfen werden müssen. Die paradigmatische Exodus-Erzählung beschreibt damit die kollektive Not in ihren Extremen: Entmenschlichung durch Verlust der Personenrechte und Genozid. Der ägyptische Herrscher entwickelt sich in Ex 1–14 immer mehr zum Despoten, der keinerlei Respekt vor dem Leben zeigt. Obwohl er sich als gottgleich hochstilisiert (Ex 5,1f.), gerät er in den Plagen-Erzäh- lungen immer mehr in Bedrängnis, auf sein Wort ist kein Verlass mehr. Das zeigen in der Folge die Zugeständnisse, die er immer wieder zurücknimmt, sobald der Druck auf ihn nachlässt (siehe Ex 5–14). Man könnte den ersten Teil des Exodusbuches heute also durchaus auch als Befreiung von einer ungerechten Regierung verstehen. Ein zur Befreiung fähiger Gott und die Verhältnismäßigkeit der Mittel Der Anfang der Befreiung wird durch das Sehen der Not und das Hören der Klage über das Unrecht durch Gott gesetzt (Ex 3,7). Solche göttlichen Sin- 4 Die vielfältigen jüdischen Ausle- gungen zu diesem Kapitel (so etwa, dass jede Frau pro Schwangerschaft zwölf Kinder geboren habe) finden sich zusammengestellt bei Stember- ger 2017. Die Exodus-Erzählung beschreibt kollektive Not in ihren Extremen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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