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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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27 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma wenigen Händen oder sogar in einer einzigen Führungspersönlichkeit wird auf Dauer problematisch. Auf der Seite der Verantwortlichen treten Über- forderung und Erschöpfung auf, und sie bitten selbst um Entlastung (Ex 18,13–18; Num 11,14f.). Als Folge begehrt das Volk gegen sie auf und stellt ihre Rolle als für die Gemeinschaft hilfreich in Frage. Die Wüstenerzäh- lungen zeigen erstaunlicherweise auf, dass jene, die andere in die Freiheit begleiten, nach erfolgreicher Mission auch loslassen und ihre Macht de- mokratisch auf viele Verantwortungsträger verteilen müssen. Für diesen Prozess steht jeweils die Chiffre der Ältesten, die das Volk als Ganzes reprä- sentieren (Ex 18; Num 11). Unter ihnen darf man sich keine Versammlung alter Männer vorstellen, vielmehr handelt es sich um die Versammlung der Erstgeborenen, die als Patriarchen ihre Familien vertreten. Wenn die Väter früh verstorben sind, können dies auch Zwanzigjährige sein, nur eben kei- ne Frauen. Diese haben im Rechtssystem Israels keinen institutionalisier- ten Sitz und keine reguläre Stimme, wenngleich wir Texte haben, die von Frauen in der Funktion der Richterin wissen (Ri 4,4). Der dritte Typus von Erzählungen um die Risiken der Freiheit – nach je- nen um die Versorgung mit dem Überlebensnotwendigen und den Kon- flikten um die Autorität der Führungspersönlichkeiten – sind Kriegstexte. Sie stellen Auseinandersetzungen mit autochtonen BewohnerInnen des Landes vor, die die Neuankömmlinge oder Durchziehenden als Bedrohung wahrnehmen und daher bekämpfen. Alle diese Konflikte gehen für die Is- raelitInnen gut aus, weil Gott teils unter Zuhilfenahme von Naturphäno- menen (Ex 14,15–29) für sie eingreift, wenn sie zu ihm schreien. Aber sie machen auch deutlich, dass der Gang in die Freiheit nicht ein für alle Mal konfliktloses, behütetes Leben bedeutet, sondern andere, neue und unvor- hergesehene Hindernisse, die sie sogar in Lebensgefahr bringen können. Der liminale Raum, in dem Befreite leben, bis sie sich in anderem Kontext integrieren und ein neues Leben anfangen können, birgt also seine Risiken. Wer in die Freiheit aufgebrochen ist und/oder sich befreien hat lassen, hat so manche Prüfung zu bestehen, die auch zur Versuchung der Verklärung einer durchaus nicht gloriosen Vergangenheit oder sogar zu Misstrauen gegenüber jenen, die beim Exodus hilfreich waren, führen kann. Freiheit ist zudem kein Gut, das man ein für alle Male erreicht hat, sondern das täglich neu bedroht sein kann. Aufgrund dieser Tatsache ist der Exodus im Der liminale Raum, in dem Befreite leben, bis sie ein neues Leben anfangen können, birgt seine Risiken.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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