Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Seite - 50 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 50 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Bild der Seite - 50 -

Bild der Seite - 50 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Text der Seite - 50 -

51 | www.limina-graz.eu Thomas Söding | Freiheit des Gewissens – Freiheit des Glaubens das Leben vermittelt, weil es im auferstandenen Gekreuzigten seinen Ort findet, kann Paulus an dieser Stelle schreiben, dass es das Gesetz ist, das befreit – vom Gesetz, sofern es verfĂŒhrt und verurteilt. Der Sache nach liegt eine genaue Parallele zu Röm 6,18 und 6,22 vor: Gott befreit. Allerdings wird hier das Medium genannt: das Gesetz – nicht aus sich, sondern aufgrund des Heiligen Geistes, der „in Christus“ das Leben schenkt. Die Befreiung ist nötig, nach Röm 8 wie nach der gesamten paulinischen Theologie, weil Menschen in Unfreiheit leben; sie ist möglich, weil der Geist das Leben der Menschen von Grund auf erneuert. Die christologische BegrĂŒndung, die direkt folgt, rekurriert auf die Inkar- nation des Sohnes Gottes, den Gott gesandt hat, um die Menschen gerade dort zu retten, wo sie im Unheil stecken (Röm 8,3). Zugleich macht Paulus deutlich, was fĂŒr ihn Geistesfreiheit ist: Der Heilige Geist öffnet die Men- schen fĂŒr die Welt Gottes und weitet damit den Horizont ihres Denkens, ih- res FĂŒhlens und Betens; dadurch wĂ€chst ihre Freiheit: nicht nur ihre Mög- lichkeit, sondern ihre Lebenswirklichkeit. Die Ethik, die in dieser Befreiung angelegt ist, skizziert Paulus mit dem Kontrast zwischen „Fleisch“ und „Geist“ (Röm 8,5–13): einer Selbstbe- zĂŒglichkeit, die sich durch die Reduktion des Lebens auf die BedĂŒrfnisbe- friedigung reduziert und deshalb der Gier verschreibt, und einer Offenheit fĂŒr Gott und den NĂ€chsten, die vom Geist verbunden werden. Dieser Ethik des Geistes, die der Freiheit zum Ausdruck verhilft, entspricht eine SpiritualitĂ€t, die der ganzen Schöpfung eingedenk ist und im Gebet (Löhr 2009) ebenso die Freiheit des Glaubens zum Ausdruck bringt wie die NĂ€chstenliebe. Paulus setzt wie in Röm 6 so an, dass er Knechtschaft und Freiheit kontrastiert: „Ihr habt ja nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, der wieder Angst macht, sondern ihr habt empfangen den Geist der Sohnschaft, in dem wir rufen: ‚Abba, Vater‘“ (Röm 8,15). Wie in der Parallele Gal 4,6–8, wo gleichfalls das aramĂ€ische „Abba“ steht, kommt im Gebet der Status der GlĂ€ubigen als „Sohn“ Gottes zum Ausdruck, d.  h. als erbberechtigte Vollmitglieder des Hauses Gottes, als BrĂŒder – und Schwestern – Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Befreiung ist nötig, weil Menschen in Unfreiheit leben, und sie ist möglich, weil der Geist das Leben erneuert.
zurĂŒck zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina