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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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99 | www.limina-graz.eu Gunda Werner | Freiheit und Sünde nem Bereich des Lebens. Die Vorstellung einer Freiheit, die sich auch in der Meinungs- und Politikfreiheit niederschlagen könne und dafür die Form der parlamentarischen Versammlung oder sogar Demokratie findet, ist noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts unvorstellbar.12 Freiheit als Wil- lensfreiheit, so wird lehramtlich festgelegt, ist maximal als Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse denkbar. (Vgl. dazu ausführlich Werner 2019) Ein- hergeht, und dies zeigt die innere Verbindung der Freiheit zur Sünde, die Moralisierung des einzelnen Subjekts mit einer größtmöglichen Kon trolle. (Vgl. dazu den Überblick bei Essen 2012b) Die Handlungsfreiheit geriet da- rüber in den Hintergrund. Allerdings blieben die kognitiven Dissonanzen nicht aus und der Widerstand sowie das eigene Denken konnten auch durch Sanktionen nicht bleibend unterbunden werden. c) Theologische Wiederentdeckung Diesen „Wundstarrkrampf“13 (so Hermann Pesch), der die Kirche befal- len hatte, bricht das II. Vatikanum auf. Mit dem II. Vatikanum sind grund- legende Veränderungen und vor allem die Frage nach dem Umgang mit der Moderne in den praktischen Konsequenzen kirchlicher Strukturen und kirchlichen Selbstverständnisses verbunden. Aber auch hier wird das Verständnis der Freiheit zum Lackmustest der Öffnung zur Moderne – der Freiheit der Gläubigen also, ihr Leben und ih- ren Glauben zu gestalten. Zu erkennen ist dies vor allem an der Frage der Gewissensfreiheit ebenso wie der Religionsfreiheit. Theologiegeschicht- lich kann gesagt werden, dass der Kernbegriff des Themas, also das libe- rum arbitrium , in den die Freiheit des Menschen betreffenden Dokumenten des Konzils, also Lumen Gentium, Dei Verbum, Gaudium et Spes, Dignitatis Humanae , nicht vorkommt. Die menschliche Freiheit wird hingegen in dem Kontext der Gewissensfreiheit konkretisiert, vor allem aber wird sie erwei- tert, denn die Zuordnung von Freiheit und Sünde wird insofern verändert, als die Freiheit auf die Instanz des Gewissens zurückgebunden wird und so eben der Diskurs über den freien Willen in den Hintergrund rückt. Der genauere Blick in die Texte des II. Vatikanums zeigt eine Hochachtung vor dem Gewissen und der Gewissensfreiheit, sie knüpfen damit deutlich an die Gewissenskonzeptionen der Tradition an. Allerdings steht die Ge- 12 Vgl. die Entscheidung des I.  Va- tikanischen Konzils in Dei Filius (DH  3000–3045, v.  a. 3015–3020). 13 https://www.muenster. de/~angergun/pesch-interview. html [11.11.2018]. Das II. Vatikanum bricht den „Wundstarrkrampf“, der die Kirche befallen hatte, auf.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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