Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Seite - 116 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 116 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Bild der Seite - 116 -

Bild der Seite - 116 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Text der Seite - 116 -

117 | www.limina-graz.eu Reinhold Esterbauer | Zwischen Hoffnung und Gewalt das Böse zu tun / le mal est cette captivité antérieure qui fait que je ne peux pas ne pas faire le mal“, ja dass mit dem Vermögen der Freiheit zugleich ein Unvermögen einhergeht, also neben deren Vermögen auch „die Unfrei- heit der Freiheit / la non-liberté de la liberté“ zu konstatieren ist. (Ricœur 1974a, 278/426) Damit ist die Schwelle zwischen Freiheit im Allgemeinen und deren reli- giöser Dimension erreicht. Denn philosophisch kommt man mit den eben vorgestellten ethischen Überlegungen zwar an den Anfang der Reflexio- nen über das allgemeine und unverfügbare Böse, ohne die Freiheit nicht zu denken ist, aber nicht an deren Ende. (Ricœur 1974a, 282/429f.) Um Freiheit religiös denken zu können, muss man sie gerade bis zu deren Ende denken, was bedeutet, sie im Rahmen einer Hoffnungskonzeption neu zu verstehen. Ricœur hält für den religiösen Umgang mit Freiheit fest: „Die Religion, so scheint mir, unterscheidet sich darin von der Moral, daß sie verlangt, die Freiheit selbst im Zeichen der Hoffnung zu denken. / Il me semble que la religion se distingue de la morale en ce qu’elle demande de penser la liberté elle-même sous le signe de l’espérance.“ (Ricœur 1974a, 279/427) Religiöse Freiheit setzt die Möglichkeit einer Zukunft voraus, die jenseits ihrer Verfügung liegt. Trotz der menschlichen Sterblichkeit und des Todes hofft solche Freiheit auf Gott, der den Möglichkeitsraum ausfüllt, welcher der menschlichen Freiheit zwar vor Augen steht, von ihr aber nicht ge- staltet werden kann. Mit der „unergründliche[n] Disposition der Freiheit, wodurch diese sich [für sich] selbst unverfügbar macht / une disposition insondable de la liberté qui la rend indisponible à elle-même“, ist – aus religiöser Sicht  – eine „Logik der Hoffnung / logique de lʼespérance“ ver- bunden, die zugleich eine „Logik der Überfülle / logique de la surabon- dance“ ist. (Ricœur 1974a, 280/428) Zu Recht betont Ricœur, dass gemäß solcher Hoffnung der Freiheit mehr gegeben wird, als sie selbst einzuho- len vermag. Wenn sich Freiheit zu einer derartigen „Ökonomie der Fülle  / économie de la surabondance“ (Ricœur 1974a, 280/428) zugehörig weiß, ist philosophisch vorbereitet, was nur mehr religiös einzulösen ist. Umgekehrt wird die Doppelnatur der Freiheit religiös mitunter auch nar- rativ ausgestaltet und systematisch thematisiert. Die christliche Lehre von der Ursünde z.B. gibt vom Bösen als „einer Art Unwillentliche[m] im Kern des Willentlichen selbst / une sorte d’involontaire au sein même de „Logik der Hoffnung“ und zugleich „Logik der Überfülle“
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina