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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Seite - 153 -
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154 | www.limina-graz.eu Hildegard Wustmans | Missbrauch – die Verspottung der Freiheit Im September 2018 wurde die MHG-Studie1 zum Forschungsprojekt Sexu- eller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz ver- öffentlicht und seither ist die deutsche katholische Kirche massiv unter Druck geraten. Und das wortwörtlich schon vor der Veröffentlichung, als erste Informationen „durchgestochen“ worden sind. Seit der Veröffent- lichung werden Stimmen, die deutliche Veränderungen im System Kirche fordern, lauter und sie verklingen nicht. Zudem zeigt sich mit der Zeit ein weiterer und bislang vernachlässigter Bereich im Kontext von Missbrauch in der katholischen Kirche – der spirituelle Missbrauch. Dabei lassen sich leicht Verbindungen zwischen diesen Formen des Missbrauchs herstellen. Dem sexuellen Missbrauch geht vielfach spiritueller Missbrauch voran. Er findet zumeist im Kontext von geistlicher Begleitung, in Ordensgemein- schaften und geistlichen Bewegungen statt. Zwischen beiden Formen des Missbrauchs gibt es Überlappungen und die Wirkungen bei Betroffenen sind gleichermaßen zerstörerisch. (Vgl. Mertes 2018, 36) Es sind Erfahrun- gen von Demütigung, Missachtung, Entwürdigung und letztlich Freiheits- raub, die Menschen zersetzen und auch Menschenleben kosten. Betroffene finden ohne Hilfe von außen kaum einen Ausweg aus diesen ruinösen Be- ziehungen und vielfach erst spät Worte für das, was ihnen angetan wurde. (Vgl. Wagner 2014, 172) Die Verarbeitungsprozesse brauchen Zeit. Wer Missbrauch in der katholischen Kirche verschweigt, verschleppt, ver- tuscht und durch Versetzungen weiter befördert, macht sich mitschuldig und verhöhnt den menschenfreundlichen Gott, an den Christ*innen glau- ben und auf den sie hoffen. Zugleich wird im Zusammenhang mit spiritu- ellem und sexuellem Missbrauch das Freiheitsversprechen des christlichen Glaubens verspottet. Die nachfolgenden Ausführungen wollen das Phäno- men des spirituellen Missbrauchs beschreiben, dahinterstehende Muster in den Blick nehmen und schließlich danach fragen, wie pastoral und or- ganisational darauf zu antworten ist, um Übergriffe so gut es geht zu ver- hindern. Am Beginn stehen freundliche Menschen, oder: Missbrauch ist immer eine Beziehungstat Im Rahmen einer Konferenz unter der Überschrift „Geist und Macht – zwei Facetten von Kirche und Pastoral“ mit hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter*innen aus territorialen und kategorialen Arbeitsbereichen 1 https://www.dbk.de/fileadmin/ redaktion/diverse_downloads/dos- siers_2018/MHG-Studie-gesamt. pdf [14. Februar 2019].
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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