Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Seite - 22 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 22 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

Bild der Seite - 22 -

Bild der Seite - 22 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

Text der Seite - 22 -

22 | www.limina-graz.eu Daniel Pachner | Wirklichkeit und Erfahrbarkeit digitaler Welten Das Virtuelle als Gegensatz zum Realen Umso wichtiger ist es, sich klarzumachen, was digitale Welten als solche ausmacht und wie sich diese Verschränkung von „echter“ Welt und dem Digitalen zeigt. Bei digital erzeugten, künstlichen Welten steht besonders die Frage nach ihrer Realität im Fokus. Ein durchgängiges Schema, das bei Hundeck bereits zum Vorschein kam, ist die Auffassung des Virtuellen als eines Gegensatzes zum Realen. Klaus Müller, der den Ursprung des Be- griffs des Virtuellen bei Duns Scotus verortet, bleibt eine genaue Bestim- mung schuldig. Er versteht darunter eine „mögliche Wirklichkeit“ (Müller 2011, 91), von der sich aber nur schwer sagen ließe, ob sie selbst real oder nur möglich sei. Für eine ontologische Bestimmung des Virtuellen bedeute diese Unentscheidbarkeit, dass der Begriff des Seins an Festigkeit verliere: „Die heutige Virtualitätsthematik […] behauptet ontologisch gesehen Nichtseiendes als existent und gibt das Prädikat ‚sein‘ für ontologisch Existentes im traditionellen Sinn auf.“ (Müller 2011, 91) Die damit einhergehende Verflüssigung der Ontologie (vgl. Müller 2011, 92) schließe auch den Verlust eines Bezugs zur Wirklichkeit als Referenz- rahmen ein, von dem aus das Sein oder Nicht-Sein des Virtuellen beurteilt werden könne. Die Folge ist, dass Virtualität als ein Begriff verstanden wer- den muss, bei dem „die Demarkationslinie zwischen Sein und Schein, Fak- tum und Fiktum fließend wird“ (Müller 2011, 88). Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Sein und Schein findet sich bei Manfred Negele, der von Kant her die Wirklichkeit des Virtuellen zu be- stimmen versucht. Dass man zur Erfahrung des Virtuellen ein Medium be- nutzen muss, sei es nun ein Monitor oder eine Virtual-Reality-Brille, führe dazu, dass virtuelles Erfahren grundsätzlich von der unmittelbaren, natür- lichen Erfahrung unterschieden werden müsse: „Es ist nur ein Ersatz, eine Prothese für eine eigentliche sinnliche Erfah- rung im Sinne Kants. Erzeugt wird nur der Schein einer echten sinnlichen Erfahrung, man könnte sagen eine sinnliche Erfahrung zweiten Ranges oder eine Simulation […]. Wir konstruieren Welten, die der Sinnlichkeit nicht gegeben sind. Aber wir tun noch mehr: Wir machen der Sinnlich- keit vor, etwas für sie Erfaßbares vorweisen zu können. Wir potenzieren Wird die Demarkationslinie zwischen Sein und Schein fließend?
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina