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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
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43 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ resultierenden Verhaltensweisen, während die zusätzliche, höherstufige Fähigkeit, sich auf diese Zustände bewusst beziehen zu können, fehlt. Vie- le Tiere verfügen zweifelsohne über rudimentäres Bewusstsein, aber es ist Gegenstand hitziger Diskussionen, ob es auch Tiere gibt, denen die kom- plexere Form robusten Bewusstseins zugeschrieben werden kann (siehe z. B. Rowlands 2016) und ob daher auch gewissen Tieren Personenstatus zugesprochen werden soll. Die zweite Grundoption besagt hingegen, dass Menschen wesentlich Orga- nismen sind. Folglich zeichnen sich Menschen grundlegend dadurch aus, dass sie biologisch verfasste Lebewesen sind, die – so wie alle anderen (höher stufigen) Lebewesen auch – über entsprechende Stoffwechselpro- zesse verfügen (vgl. Olson 1997). Unter metaphysischer Rücksicht unter- scheiden wir uns folglich nicht von anderen Lebewesen. Dies bedeutet nicht, dass der Unterschied zwischen Menschen, die dank der Ausbildung eines robusten Bewusstseins über vielerlei Fähigkeiten verfügen, die wir bei anderen Lebe wesen nicht in dieser Komplexität beobachten können, eingeebnet oder als unbedeutend erachtet werden soll. Das, was gemeinhin als personale Lebensform umschrieben wird, unterscheidet den Menschen in kultureller, sozialer, moralischer oder rechtlicher Hinsicht auf grund- legende Weise von anderen Lebewesen, aber – so die These – diese Unter- schiede gehen nicht mit identitätstheoretisch-metaphysischen Implika- tionen einher. Mit der jeweiligen metaphysischen Grundbestimmung des Menschen geht die Frage nach den Bedingungen für Identität in der Zeit einher. Wer zur ers- ten Grundoption neigt, wird unsere Identität in der Zeit bewusstseinstheo- retisch bzw. psychologisch bestimmen: Als menschliche Personen bedür- fen wir eines robusten Bewusstseins und, solange uns ein solches robustes Bewusstsein gegeben und in der Lage ist, neue mentale Zustände hervor- zubringen, die mit den bisherigen mentalen Zuständen auf hinreichend starke Weise verknüpft sind, existieren wir als Person in der Zeit fort. Wer hingegen zur zweiten Grundoption neigt, wird auf biologische Prozesse verweisen, welche das Leben des menschlichen Organismus bis zum Tod aufrechterhalten. Verliert jemand sein Bewusstsein und ist damit nicht mehr in der Lage, an personalen Lebensvollzügen aktiv teilnehmen zu können, so folgt aus dieser Option, dass sich dieser existentiell gravierende Ist der Mensch wesentlich Person oder wesentlich Organismus?
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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