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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
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51 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ einzunehmen; die Fähigkeit, dies zu tun, dürfte nicht in die uns vertraute Lebensform als menschliche Person integrierbar sein, da diese durch eine durch Einheitlichkeit charakterisierte Perspektive auf uns selbst und auf die Welt gekennzeichnet ist. Viertens: An dieser Stelle sei noch auf eine weitere Dimension verwiesen, die in der vorliegenden Debatte oft mitschwingt, doch selten explizit the- matisiert wird, aber zur Erfahrung personaler Einheit auf gewichtige Weise beitragen dürfte: unsere verkörperte Existenzweise. Ich habe eingangs be- züglich der Frage nach der menschlichen Natur auf zwei unterschiedliche Antworten aufmerksam gemacht. Angemessener scheint allerdings die An- nahme zu sein, dass unser Person-Sein und unser Organismus-Sein nicht einander gegenüberstehen und sich gegenseitig ausschließen, sondern dass sie vielmehr ineinander verschränkt sind. Wir erleben uns im Nor- malfall als verkörperte und bewusste Lebewesen, nicht als verkörperte oder bewusste Lebewesen. Diese beiden Dimensionen unserer Existenz erfah- ren wir im Normalfall nicht als konfliktbeladen und in einem andauernden Spannungsverhältnis zueinander, sondern als einheitliches Phänomen, welches unsere spezifische Lebensform charakterisiert. Die häufig bemüh- te Dualität zwischen subjektiver Teilnehmer- und externer Beobachter- perspektive verläuft nicht, wie oft suggeriert, entlang der Dimensionen von Bewusstsein und Körperlichkeit, sondern wir können beides, Bewusstsein und Körperlichkeit, als etwas unmittelbar subjektiv Zugängliches erfahren oder aus einer distanzierten Beobachterperspektive wahrnehmen. Gerade die Tradition der Phänomenologie hat auf die subjektive Dimen- sion unserer verkörperten Existenzweise explizit und im Detail aufmerk- sam gemacht, indem zwischen „Körper“ und „Leib“ unterschieden wird. Während mit dem Begriff „Körper“ materielle Gegenstände von einem nicht-perspektivischen, objektiven Zugang aus bezeichnet werden, soll mit dem Begriff „Leib“ das subjektive Erfahren unserer körperlichen Ver- fasstheit eingefangen werden. So schreibt Husserl: „Der Leib wird natürlich auch gesehen wie jedes andere Ding, aber zum Leib wird er nur durch das Einlegen der Empfindungen im Abtasten, durch das Einlegen der Schmerzempfindungen usw., kurzum durch die Lokalisation der Empfindungen als Empfindungen.“ (Husserl 1952, 151) Person-Sein und Organismus-Sein stehen einander nicht gegenüber, sondern sind ineinander verschränkt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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