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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
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61 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ unserem Leib nehmen wir eine Perspektive auf die Welt ein, die sich nicht in einer reinen Beobachterperspektive erschöpft, sondern ein teilnehmen- des aktives Individuum umfasst, welches die Augen oder den Kopf bewegt oder die Körperhaltung neu ausrichtet, relativ zu den Interessen, die mit dem wahrgenommenen Objekt in der Welt, auf welches die Aufmerksam- keit gerichtet ist, verknüpft sind. Unser perspektivischer Zugang zur wahr- genommenen Wirklichkeit ist niemals der des völlig neutralen externen Beobachters, sondern stets durch die tätig-aktive Ausrichtung auf die Welt durch unseren Leib mitgeprägt. Die bisherigen Ausführungen haben sich auf die Annahme bezogen, dass ein adäquates Verstehen geistiger Vollzüge den unmittelbaren Bezug auf die eigene Körperlichkeit bzw. – phänomenologisch gesprochen – die Leiblichkeit miteinschließt. In einem weiteren Schritt gehe ich näher auf die Eigenart unseres unmittelbaren Zugangs zum eigenen Körper ein und ar- gumentiere dafür, dass sich die konkrete Struktur unseres Körpers nicht auf beliebige Weise modifizieren lässt, sondern solchen Modifikationen enge Grenzen gesetzt sind. So macht etwa Helena De Preester (2011) auf zahl- reiche empirische Belege aufmerksam, die darauf hindeuten, dass es ein in uns angelegtes Körpermodell gibt, welches festlegt, was als eigener Kör- perteil zählen kann und was nicht. Anders ausgedrückt: Wenn es ein solches Körpermodell gibt, dann sind uns Grenzen gesetzt, externe Körperteile in unser Körpermodell integrieren oder den Körper beim Mind-Uploading so- gar gänzlich in seiner Form verändern zu können. Anhand des Experiments der Gummihand-Illusion5 argumentiert De Pree- ster dafür, dass der falsche Eindruck der Versuchspersonen, sie würden mit der Gummihand fühlen können, nur deswegen auftreten kann, da sie ihre wirkliche Hand nicht sehen können und die Gummihand in ihrer ana- tomischen Struktur und Position der wirklichen Hand so weit entspricht, dass eine Täuschung ermöglicht wird. Die Illusion entsteht also dadurch, dass die gefühlten visuellen und taktilen Stimuli ebenso auf der wirklichen Hand erfolgen, wie sie auf der Gummihand simuliert werden, und Letztere aufgrund ihrer Lage und ihres Aussehens dem uns grundgelegten Körper- modell entspricht. Somit wird aufgrund dieses spezifischen Settings eine Verwechslung der Gummihand mit der wirklichen Hand ermöglicht, da die Gummihand in unser Körpermodell integriert werden kann. Das Gefühl, Mit unserem Leib nehmen wir eine Perspektive auf die Welt ein, die sich nicht in einer reinen Beobachterperspektive erschöpft. 5 Vgl. dazu Botvinick/Cohen 1998: Im Experiment wird bei den Teil- nehmerInnen die Illusion erzeugt, dass die Gummihand integraler Be- standteil ihres Körpers sei.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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