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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 39 -
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37 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum Völker nach Jerusalem an den neu erbauten Tempel strömen, wo die Opfer auch wieder dargebracht werden können. Mit der Staatsgründung Israels und mit der Wiedervereinigung ganz Jerusalems 1967 ist zwar ein Stück weit die Utopie zur Realität geworden, aber die Wiedererrichtung des Tem- pels und damit die Opfergesetzgebung ist nach wie vor in weiter Ferne und bleibt nach Ansicht des observanten2 Judentums an die Ankunft des Mes- sias gebunden. Nach der Tempelzerstörung haben vor allem die Rabbinen – eine bunt ge- mischte Gruppe, deren Ziel es war, die Identität des Judentums auf der Ba- sis bestimmter vorhandener biblischer priesterlicher, weisheitlicher und schriftgelehrter Traditionen neu zu formieren – maßgeblich dazu beige- tragen, dass das Judentum bis heute existiert und über die Brüche hinaus Kontinuität wahren konnte. Das Opfer sollte nach Ansicht der Rabbinen durch das Studium (allgemein und im Besonderen durch das Studium der Opfervorschriften), Gebet und gute Werke ersetzt werden (vgl. u. a. Mischna Avot 1.2). Und auch wenn der Begriff der „Heiligung des Alltags“ schon ziemlich abgenützt erscheint, so kann doch gelten, dass die Rabbinen viele Bestimmungen aus dem Bereich des Kultes und des Heiligen in das tägliche häusliche Leben und in den Be- reich des Lehrhauses überführten. Dies gilt auch für Regelungen in Bezug auf Essen, Trinken und Fasten. Grundlegend gilt, dass die Regeln, die bereits in der Bibel aufgestellt wur- den, erhalten blieben, allerdings expliziert und weiterentwickelt wurden. Im Folgenden möchte ich diese Regelungen erläutern und dabei auf ver- schiedene Aspekte besonders hinweisen. Dabei soll der biblische Hinter- grund der Speisegesetzgebung vorgestellt und danach auf die Rezeption mit Schwerpunkt auf die rabbinische Bewegung eingegangen werden. Ich konzentriere mich dabei auf den Aspekt der Abgrenzung nach außen (zur Identitätsfestigung) und innen (Diversität). In einem weiteren Schritt ana- lysiere ich die Frage der metaphorischen Verwendung der Speisegesetz- gebung in der jüdischen Tradition. 2 Koscher, was ist das? Es ist gängig, erlaubte und nach den Religionsgesetzen zubereitete Speisen mit dem Begriff koscher (aschkenasische Form des hebräischen kascher, mit dem dazugehörigen Nomen kaschrut) und unerlaubte mit dem Begriff trefe 2 Ich verwende den Begriff „obser- vant“ anstelle von „orthodox“, da letzterer nicht selten eine negativ gefärbte Konnotation hat. Er ist zwar auch im Judentum als Eigen- bezeichnung geläufig, viele „Ortho- doxe“ sprechen von sich aber lieber als „toratreu“ oder eben „(tora-) observant“. Auch der Begriff „ultra- orthodox“ für besonders observante Gruppen wird dort vermieden. Hier spricht man stattdessen von „chare- disch“ (eine Ableitung aus dem He- bräischen für „vor dem Wort Gottes erzittern“).
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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