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Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum
e) diverse Kleintiere mit vier FlĂĽgeln und vier FĂĽĂźen, MaulwĂĽrfe,
Mäuse, Eidechsen und ähnliche (vgl. Lev 11,29–30).
Ebenfalls verboten ist
a) der Genuss von Blut, denn in ihm ist die Lebenskraft (Seele) eines
Lebewesens (vgl. Lev 17,10–11);
b) das Fett von Rind, Schaf oder Ziege. Es „kann zu jedem Zweck ver-
wendet werden, doch essen dürft ihr es auf keinen Fall“ (vgl. Lev
7,24). Zur Zeit des Tempels war dieses frei auf dem Fleisch liegende
Fett fĂĽr den Altar bestimmt. Fett von GeflĂĽgel (Huhn, Gans, Ente)
ist zum Verzehr erlaubt;
c) das Kochen des Zickleins in der Milch der Mutter (vgl. Ex 23,19;
34,26; Dtn 14,21);
d) das Essen verendeter Tiere (Aas – Hebr. nevela – Lev 11,39–40;
17,15; 22,8). Der Begriff nevela wird auf alle zum Verzehr erlaubten
toten Tiere bezogen, die nicht geschächtet wurden;
e) das Tragen von Mischgewebe aus tierischen und pflanzlichen Ma-
terialien, also aus Wolle und Leinen (vgl. Lev 19,19; Dtn 22,9–11).
Manche Teile des Tieres waren nur den Priestern bzw. Leviten vorbehalten
(vgl. u. a. Lev 7,31–32), ebenso die Hebe (Teruma – Dtn 18,4; Num 18,21–32)
und der Zehnte vom Ernteertrag bzw. auch vom Vieh (vgl. u. a. Lev 27,30–
33). Damit sind Abgaben gemeint, die Gottes Herrschaft ĂĽber das Land zum
Ausdruck bringen.
Mögliche Erklärungen
In der Forschung wurden die Speisegebote ausfĂĽhrlich untersucht und die
Gründe für die einzelnen Bestimmungen analysiert. Unbedingt zu erwäh-
nen sind hierzu die Arbeiten von Mary Douglas (u. a. 1985 [1966]; 1993;
2000), Jacob Milgrom (u. a. 2004), Walter J. Houston (1993; 2002) und
Thomas Hieke (2014).
Zweifellos geht es hier um Ordnungssysteme, in denen das Reine und Un-
vermischte dem als gefährlich erachteten Unreinen bzw. Vermischten
gegenübersteht. Reinheit bedeutet Leben und Gottesnähe. Auf jeden Fall
ist Hieke recht zu geben, der die Begriffe „Selbstbeschränkung und Ach-
Reinheit bedeutet Leben und Gottesnähe.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:2
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 214
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven