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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 43 -
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41 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum tung vor dem Leben“ (2014, 436) verwendet, um einen wichtigen Aspekt der Speisegebote zu betonen. Dies gilt zweifellos auch für das Gebot der Schächtung des Tieres, die dazu dient, das Tier völlig ausbluten zu lassen. Das Blut ist die Lebenskraft, das Symbol des Lebens schlechthin. Hier kann wieder Hieke zitiert werden: „Die Schlachtung muss schnell, in einer zügigen Bewegung (ohne Hauen, Stechen und Reißen), mit einem äußerst scharfen Messer ohne Scharten durchgeführt werden – diese Vorschriften laufen letztlich darauf hinaus, dem Tier unnötige Schmerzen zu ersparen. Es ist zu unterstellen, dass die Rabbinen diese Überlegungen nicht erfunden, sondern auf ältere Überlieferungen zurückgegriffen haben. Von daher ist zu vermuten, dass schon in den biblischen Texten das leitende ethische Prinzip darin be- standen hat, bei der unumgänglichen Tötung des Tieres doch den Res- pekt vor dem Leben zu bewahren und dies durch möglichst schmerzfreies Schlachten und durch Verzicht auf den Verzehr des Blutes zum Ausdruck zu bringen.“ (Hieke 2014, 435) Während die Bibel praktisch keine Vorgaben zur Schächtung macht, wur- den diese später ausgiebig diskutiert (z. B. im Talmudtraktat Chullin oder im großen Gesetzeskorpus Schulchan Aruch, Jore De‘a 1–28). Ständig wer- den die Methoden weiter verfeinert, um das Tier möglichst wenig leiden zu lassen. Dies betrifft sowohl die Vorgaben der Vorbereitung und Hinführung des Tieres, das Erreichen der optimalen Halsstellung als auch die Durch- führung des Schnitts (einzig, schnell, ununterbrochen und alle Weichteile bis zur Wirbelsäule umfassend). Um den letzten Rest des Blutes zu ent- fernen, wird das Fleisch vor dem Zubereiten eingesalzen. Blutreiche Teile wie etwa die Leber werden am besten über offenem Feuer geröstet. Nach der Schächtung wird auch der Ischiasnerv entfernt, in Erinnerung an den Kampf Jakobs mit Gott / einem Engel am Jabbok nach Gen 32. Bei diesem Kampf wurde Jakob am Ischiasnerv verletzt. Die Debatte um die rituelle Schlachtung ist auch in der Moderne aktuell. Hier werden leider oft unter dem Deckmantel des Tierschutzes antisemi- tische Ressentiments laut. Die Gesetzgebung ist, was die rituelle Schlach- tung betrifft, weltweit unterschiedlich (vgl. dazu https://www.loc.gov/ item/2018296163/ [13.09.2021]). Besonders der Verzicht auf Schweinefleisch ist zentral geworden, wenn es darum geht, jüdische (aber auch muslimische) Speisegebote kurz zusam- Das Blut ist die Lebenskraft, das Symbol des Lebens.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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