Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 69 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 69 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Bild der Seite - 69 -

Bild der Seite - 69 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Text der Seite - 69 -

67 | www.limina-graz.eu Ulvi Karagedik | Ansätze für eine islamische Speiseethik gemäß den islamischen Primärquellen Koran und Hadith 1 Einleitung Die rudimentäre Vorstellung von der islamischen Speiseethik ist von zwei Begriffen geprägt: Erlaubtem (ḥalāl) und Verbotenem (ḥarām). Dabei wer- den muslimische Essenskriterien leider viel zu oft nur in Verbindung mit dem Verzehr von Fleisch oder tierischen Produkten gesehen. Der inhalt- liche und juridische Regelkatalog islamischer Speisevorschriften reicht je- doch viel weiter und umfasst etwa Gottesdienste, Ressourcennutzung und medizinische Aspekte. Es existieren rechtliche Kategorien, die weit über die simplen Begriffe ḥalāl und ḥarām hinausreichen, wie erwünscht (mandūb, mustaḥabb) oder verpönt (makrūh) sowie weitere Unterkategorien, wobei all diese Etiketten jeweils nur eine äußere Hülle komplexer Prinzipien dar- stellen. Der ethische Sinn hinter den islamischen Speiseregeln kann nochmals weit tiefgehender ausdifferenziert werden, das wird leider aber viel zu oft – auch von der breiten Masse der Muslim:innen – nicht gesehen. Davon zeugt zu- mindest der diskursdominierende Stellenwert von Ḥalāl-Zertifikaten (vgl. Gepp/Karagedik 2016), welcher muslimische Nahrungsprinzipien und Res- sourcen auf eine Anzahl von erlaubten Speisen zu reduzieren scheint und jegliche darüber hinausgehende Fragestellungen obsolet erscheinen lässt. Zum Rahmen islamisch-speiseethischer Vorschriften Schon die hermeneutische Botschaft, welche die breite Existenz von Ḥalāl- Zertifikaten mit sich bringt, ist eine falsche: Es entsteht der Eindruck, als sei jeglicher Nahrungskonsum für Muslim:innen verboten, mit Ausnahme jener Produkte, die als ḥalāl gekennzeichnet sind. Dabei geht der ursprüng- liche Duktus genau in die umgekehrte Richtung. Unerlaubtes wurde durch die Primärquellen explizit definiert und ist somit begrenzt (vgl. Koran, 5: 4; 22: 30), alles Undefinierte wurde dagegen erlaubt: „Unerlaubt ist, was Allah in seinem Buch für unerlaubt erklärt hat, und worüber Er geschwiegen hat; dass gehört zu dem, wofür Er sich Eurer erbarmt“ (At-Tirmiḏī: libās, 1726; 3; Ibn Māğa: ʾaṭʿima, 3367; 117).1 Allein aus diesem Grund heraus wäre es eigentlich adäquater, mit Ḥarām- als mit Ḥalāl-Zertifikaten zu operieren. Viel relevanter als die Klärung äußerer Kategorisierungen erscheint jedoch die Frage, wie sich der Begriff der Speise im Islam definiert und welche Viel mehr als ḥalāl und ḥarām 1 Hadith-Zitationen in diesem Bei- trag sind Eigenübersetzungen des Autors und werden nach folgendem Schema angegeben: Autor der Ha- dith-Sammlung: Hauptkapitel, Ha- dith-Nummerierungen.
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina