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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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74 | www.limina-graz.eu Ulvi Karagedik | Ansätze für eine islamische Speiseethik gemäß den islamischen Primärquellen Koran und Hadith 3.4 Die Untersagung der Ressourcenvergeudung Der Koran lehrt, in Maßen zu speisen, zu trinken und dabei nicht ver- schwenderisch zu sein („[E]sst und trinkt, aber seid nicht maßlos! Er liebt nicht die Maßlosen“, Koran, 7: 31). Das Verbot von Maßlosigkeit kann zum Schutz der Gesundheit verstanden, in Richtung der Wertschätzung ausge- legt oder auch ökonomisch gedeutet werden. So verbraucht die Menschheit derzeit in einem Jahr doppelt so viele Ressourcen, wie die Erde in derselben Zeit erneuern kann (vgl. Umwelt Bundesamt 2020). Hochrechnungen zufolge wurden zwischen 2016 und 2017 allein in Deutschland 4,4 Millionen Tonnen Lebensmittel (mit einem Gesamtwert von rund 6 Milliarden Euro) weggeworfen, von denen die befragten Haus- halte selbst 44 Prozent für vermeidbar erachteten (vgl. Schmidt/Schnei- der/Claupein 2018). Werden die Lebensmittelabfälle sowie die vermeidbare Verschwendung in der Lebensmittelproduktion und im Lebensmittelver- kauf dazugerechnet, dürfte sich der reale Sachwert um ein Vielfaches er- höhen. Wenn andererseits bedacht wird, dass die Anzahl Hungerleidender derzeit auf 690 Millionen Menschen geschätzt wird (vgl. Laborde/Parent/ Smaller 2021), kommt nicht nur das enorme Ungleichgewicht in der welt- weiten Verteilung von Gütern zutage, sondern man erkennt auch das Ein- spar- und Unterstützungspotenzial, das beispielsweise durch bedarfsori- entiertes Einkaufen und Hauswirtschaften realisiert werden kann. Aus islamisch-speiseethischer Sicht sind zur Reduktion von Ressourcen- vergeudung Foodsharing-Programme oder Tafelspenden von Supermärk- ten dringend zu befürworten. Die Weitergabe schwer verkäuflicher, nicht mehr tagesfrischer und dennoch guten Gewissens verzehrbarer Speisen sollte in diesem Sinne genauso infrage kommen wie die kritische Prüfung des Umgangs mit Mindesthaltbarkeitsdaten. Der wichtigste Ressourcenfaktor betrifft die elementarste aller Ressourcen, die zugleich Grundlage für die Erzeugung sämtlicher weiterer Lebensmittel ist, nämlich das Wasser. Dem islamischen Propheten war dieser Umstand in seiner Lebenswelt (dem arabischen Wüstenumfeld im siebten Jahrhun- dert) bewusst, wie eine Überlieferung eindrücklich vermittelt: „Der Gesandte Allahs (Friede und Segen sei mit Ihm) ging an Sa‘d vorbei, als er die (rituelle) Waschung vollzog, und er sagte: Was ist das für eine Extravaganz? Dieser erwiderte: ‚Kann beim Vollzug der Gebetswaschung denn von Verschwendung die Rede sein? Der Prophet sagte ‚Ja, selbst wenn du dich am Ufer eines fließenden Flusses befindest.‘“ (Ibn Māğa: Ṭahāra, 159; 425; 460)
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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