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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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97 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? schaft entwickelte sich und wurde in der Krise gefestigt, aber auch ständig und immer neu angefragt. Wie umgehen mit diesen vielen Brüchen, diesen andauernden Angriffen auf jüdische Identität? Schon einige Jahrhunderte vor der Zeitenwende dachten jüdische Autoren über eine imaginäre Mahlgemeinschaft in der Kommen- den Welt nach, bei der alle Krisenerfahrungen außen vor stehen würden, die zeitgenössischen Konflikte keine Rolle mehr spielten, die Gerechten gesiegt hätten und Mangel und Leiden verschwunden sein würden. Lite- rarisch spiegelten sich diese Vorstellungen, die mit der sich etablierenden apokalyptischen Bewegung noch erstarkten, in den Texten vom Mahl in der Kommenden Welt wider. Auf der Suche nach Identität im tatsächlichen und vor allem im imaginierten Mahlgeschehen wurden im damaligen Kultur- raum um das Mittelmeer herum auch verstärkt altorientalische Ideen auf- gegriffen und aktualisiert, die mythischen altorientalischen Traditionen (Chaoskampfmotiv) und die des eigenen Volkes (Paradiesvorstellungen, Berg Gottes) in die Endzeit hinein projiziert (siehe dazu auch Collins 1975; Levenson 1988). Beispieltexte4 Einer der ältesten Hinweise auf Ideen vom gemeinschaftlichen Mahl in der Kommenden Welt, das nicht immer ausführlich und in unterschiedlicher Betonung in antik-jüdischen Texten behandelt wird, findet sich in einem Abschnitt des Äthiopischen Henochbuches, der dem Buch der Wächter zu- geordnet wird, einer Schicht des Werkes, die wohl einige Jahrhunderte vor der Zeitenwende entstand5 (1 Hen 25,4–6): „4 Und dieser wohlriechende Baum: kein Sterblicher hat die Macht, ihn zu berühren, bis zum großen Gericht; wenn er alles vergelten und voll- enden wird für die Ewigkeit, (dann) wird er den Gerechten und Demü- tigen übergeben werden (als Speise). 5 Von seiner Frucht (erwächst) den Auserwählten das Leben, und er wird nach Norden hin an einen heiligen Ort gepflanzt werden, bei dem Haus des Herrn, des Königs der Welt. 6 Da werden sie sich freuen voller Freude und fröhlich sein, am heiligen (Ort) werden sie (eintreten), seinen Wohlgeruch in ihren Gebeinen, und sie werden ein langes Leben auf Erden leben, wie es deine Väter lebten, und 4 Für weitere Texte siehe Bergmann 2019. 5 Datierungsversuche auf das 3. und 2. Jahrhundert v. u. Z.: Uhlig 1984, 494; Aune 2006, 14; Tigchelaar 1999, 38. Schon einige Jahrhunderte vor der Zeitenwende dachten jüdische Autoren über eine imaginäre Mahlgemeinschaft in der Kommenden Welt nach.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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