Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 175 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 175 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Bild der Seite - 175 -

Bild der Seite - 175 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Text der Seite - 175 -

173 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens Beim ganzheitlichen Fasten in Klöstern geht es nämlich auch um das all- gemeine Wohlbefinden von Körper, Seele und Geist. Die Klöster entwickeln sich auch in die Richtung von „Wohlbefinden-Angeboten“, die nicht nur geistliche Angebote sind. Diese Bedeutungsverschiebung zeigt sich vor al- lem darin, dass es sich um ein Fasten handelt, das nicht aus anderen als körperlichen Gründen gebrochen werden kann. Demgegenüber sieht die Benediktinerregel (53,10) vor, dass der Abt das Fasten bei der Ankunft eines Gastes bricht. Im Rahmen des Buchinger-Fastens ist auch der Sonntag ein Fastentag. So hat die Emmanuel-Gemeinschaft in Deutschland und Öster- reich für die Fastenzeit 2021 angeboten, ein Buchinger-Lützner-Fasten für zehn Tage zu erleben. Es wurde geklärt, dass in diesem Fall das Fasten am Sonntag nicht gebrochen wird, obwohl der Sonntag für die Kirche kei- ne Fastenzeit ist. Der erwartete körperliche Effekt dieses Fastens, der nur dann wirksam ist, wenn das Fasten nicht gebrochen wird, scheint daher liturgische Regeln zu überbieten. Interessant ist auch, dass in den vorliegenden Fällen den Laien ein stren- geres Fasten angeboten wird, als es im Kloster traditionell praktiziert wird. Ernst Troeltsch unterscheidet in der Geschichte der christlichen Kirche eine „doppelte Ethik“ (Troeltsch 1965, 105). Die von den „Virtuosen“ er- wartete Askese wird von derjenigen unterschieden, die von den Laien er- wartet wird: „Die Kirche entwickelt dann eine doppelte Ethik: eine eher minimalis- tische, die für den einfachen Menschen gut ist, und eine asketische, die einer Elite von ‚religiösen Virtuosen‘ (im Weberischen Sinne) vorbehal- ten ist.“ (Dianteill/Löwy 2005, 11; Übersetzung I. J.)11 Im aktuellen Fall scheint die strengste Askese aber von den Laien geübt zu werden. Wir werden jedoch im nächsten Teil sehen, dass dieses strenge Fasten auch Mönche und Nonnen betreffen kann. Heilfasten als neue Klosteraskese? Die im vorigen Abschnitt dargestellten Angebote sind für ein Publikum außer halb des Klosters bestimmt. Aber was ist mit den Mönchen und Non- Laien wird ein strengeres Fasten angeboten, als es im Kloster traditionell praktiziert wird. 11 Im Original: „L‘éthique déve- loppe ainsi une double éthique: celle, assez minimaliste, bonne pour le commun des mortels, et celle, ascétique, réservée à une élite de ‘virtuoses religieux’ (au sens wébé- rien).“
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina