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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Naiver Realismus? Zur GegenstĂ€ndlichkeit des Sammelns    21 Das Problem das Neuen Realismus wie auch des Spekulativen Realismus im Sinne der Objektorientierten Ontologie ist, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, paradoxerweise die erkenntnistheoretische Verengung des Realismus. Im rein ‚realistischen‘ Zugriff auf die PhĂ€nomene gehen jene Aspekte verloren, die gerade fĂŒr eine Logik der Sammlung zentral wĂ€ren: das Begehren nach den GegenstĂ€nden, ihre Performanz, die offenen Möglichkeiten eines je neuen Umgangs mit ihnen. Was Klaus Kastberger, Stefan Maurer und Christian Neuhu- ber in ihrer Einleitung eines anderen Bandes dieser Reihe zum „Schauplatz Archiv“ hervorheben, nĂ€mlich die Dimensionen der Phantasmagorie, des Simu- lakrums und der Inszenierung von Archiven (vgl. Kastberger et al. 2019, 8), gilt in hohem Maße auch fĂŒr den „Schauplatz“ der Sammlung. Sammlungen sind nur ein Spezialfall jener ‚Objekte‘, die unabhĂ€ngig von ‚Subjekten‘ zu studieren zwar möglich, aber sinnlos wĂ€re. Es liegt auf der Hand, dass wir wesentliche Aspekte ĂŒbersehen, wenn wir Damien Hirsts eingelegte Kuh nur als physische Kuh unter- suchen; zu ihrer ‚RealitĂ€t‘ gehört der Kontext der Ausstellung genauso dazu wie die Beziehung der Ausstellungsbesucher zu seinem Kunstwerkcharakter. Es bedarf deshalb einer theoretischen Rahmung, die den naiven Realismus nicht nur dem Lippenbekenntnis nach verlassen hat, ohne dabei freilich die Ambition aufzugeben, sich mit ‚RealitĂ€t‘ zu befassen. Um des realistischen Anspruchs willen muss eine Logik der Sammlung die GegenstĂ€nde der Sammlung in Bezug auf ihre RelationalitĂ€t und die Praktiken ihrer Entstehung und Verwendung stu- dieren, aber eben nicht ausschließlich darauf. Man muss sich eben nicht, wie manche neue oder spekulative Realisten insinuieren, zwischen Epistemologie und Ontologie entscheiden. 4  GegenstĂ€ndlichkeit als Logik der Sammlung Ich möchte aus den genannten GrĂŒnden vorschlagen, fĂŒr die Frage nach den Logiken der Sammlung auf das Denken der GegenstĂ€ndlichkeit zurĂŒckzugreifen. Diese lange in Vergessenheit geratene Philosophie wurde in der Zwischenkriegs- zeit entwickelt; ihre Rezeption kam aber durch die nationalsozialistische Verfol- gung einiger Protagonisten wie so viele andere fruchtbare Entwicklungen dieser Ära an ein abruptes Ende. Auf den Höhepunkt des Neukantianismus waren in der spĂ€ten Weimarer Zeit Versuche gefolgt, epistemologische mit ontologischen und rungswut der „neuen Archivisten“ (Moritz Baßler) hĂ€ufig mit einem nostalgischen Grundgestus. Bisweilen erscheint der ‚neue Realismus‘ deshalb, gewiss gegen seine Intentionen, als Sehn- sucht nach einer guten alten Übersichtlichkeit.
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Titel
Logiken der Sammlung
Untertitel
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Autoren
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
202
Schlagwörter
Archiv, Nachlassinventar
Kategorien
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