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86 Mario Huber
die wenig auf die „tatsächlichen“, bühnenimmanenten Praktiken rückschließen
lässt, aber als Praktik im Sinne der eingesetzten Technologien und Kommunika-
tionsmedien bzw. einer sozial-räumlichen Positionierung (vgl. Alkemeyer 2013,
63) für die Subjektform Kabarettistin/Kabarettist von Interesse ist.
Im Bereich der audiovisuellen Sammlung zeigt sich ein anderes, aber doch
bezüglich der Rollenbeschreibungen und Subjektpräsentationen vergleichbares
Bild. Fast monopolistisch ist die 1991 gegründete Künstlerinnen- und Künstler-
agentur sowie Vertriebsfirma Hoanzl für einen Großteil der veröffentlichten
Video- und DVD-Mitschnitte von österreichischen Kabarettproduktionen, die im
Umlauf und damit auch im ÖKA sind, verantwortlich. Allen voran ist hier die
Reihe Best of Kabarett zu nennen, die Programme aus dem ganzen deutschspra-
chigen Raum präsentiert, mittlerweile in Kooperation mit der Tageszeitung
Kurier, sowohl auf CD als auch auf DVD. Zusätzlich hat Hoanzl die Edition Simpl
und Ö3 Comedy sowie viele Einzeltitel von quasi allen namhaften Kabarettistin-
nen und Kabarettisten Österreichs im Programm. Auch die Edition „Der österrei-
chische Film“, in Kooperation mit der Tageszeitung Der Standard, wird von
Hoanzl herausgegeben. Darunter befinden sich auch viele satirische Arbeiten
und Produktionen unter Mitwirkung von Kabarettistinnen und Kabarettisten, wie
Wolfgang Murnbergers Wolf-Haas-Verfilmungen mit Josef Hader, Niki Lists
Müllers Büro mit Andreas Vitásek oder einige Filme von Harald Sicheritz, der mit
fast allen Größen der österreichischen Kabarettszene der 1980er- bis frühen
2000er-Jahre gearbeitet hat. Neben den Hoanzl-Veröffentlichungen gibt es noch
viele weitere Audio- und Videoproduktionen, viele Fernseh- und Radioproduk-
tion, die insgesamt die Kabarettszene, insbesondere seit den späten 1980er-Jah-
ren, gut dokumentieren. Auch hier erweitert sich wieder die Berufsbezeichnung.
Zu den schriftstellerischen und kabarettistischen Arbeiten kommen eben auch
schauspielerische hinzu, manchmal auch der Sonderposten Regie oder die Ver-
antwortung für das Drehbuch, vereinzelt auch die Verantwortung für die Kompo-
sition der Musik.24 Aus praxeologischer Sicht ist auch der visuelle Diskurs der
Subjektrepräsentation insofern von Interesse, weil sich, viel stärker als im Bereich
der Bücher, die „Marke“ Kabarett samt ihrer dramaturgischen Form, räumlichen
Strukturierung und körperlichen Präsentationsform25 etabliert hat: Eine stark am
24 Die Musik, integral für viele Spielarten des Kabaretts, wurde, wie erwähnt, hier ausgeklam-
mert. Für diesen Zusammenhang kann dennoch für die lose Folge der Berufsbezeichnungen, die
Kabarettistinnen und Kabarettisten potenziell haben können, „Musikerin“ oder „Musiker“ ange-
fügt werden.
25 So lassen sich durchaus Bühnenroutinen, wie bereits bei Düringers Düringer spielt Dürflinger
angeklungen, die natürlich mit der vielfach vorhandenen Schauspielausbildung zusammenhän-
gen, ausmachen. Ein bestimmter Dresscode herrscht auch vor, nicht zu karnevalesk, nicht zu
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik