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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Kleine Literaturen – kleine Archive?    97 chen Institutionen mündete. Die slowenische Intelligenz und die literarische Produktion war am Rande einer vollständigen Auslöschung, Autoren gingen in den Widerstand oder wurden von Nationalsozialisten verfolgt oder ermordet, damit gingen auch zerstörerische Folgen für potenzielle Nachlassmaterialien und Überlieferungszusammenhänge einher. Wenn auch der bewaffnete Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime fast ausschließlich von Kärntner Slowe- nen getragen wurde, schwanden nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Hoffnun- gen auf einen wertschätzenden Umgang. Denkmäler als „Erinnerungszeichen an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Hinweiszeichen auf das Slowenische“ haben, so Klaus Amanns verheerende Diagnose, selbst 2013 in der offiziellen Erinnerungskultur Kärntens keinen Platz: „So ist es wohl auch kein Zufall, dass es in Kärnten keine offizielle Gedenkstätte für die Opfer des sloweni- schen Widerstands gegen den Nationalsozialismus gibt“, zudem stehe kein einziges der von den Kärntner Slowenen errichteten Denkmäler, die an den bewaff- neten Widerstand erinnern, auf öffentlichem Boden [...] dennoch gab es im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Anschläge gegen diese Grabdenkmäler und Gedenkstätten. (Amann 2013, 23) Indem Amann diese „gespaltene Erinnerung“ benennt, trifft er zugleich eine Dia- gnose über die Archivlandschaft. So hätte sich die Kärntner Landesregierung 1975 einem zentralen Projekt des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in Wien über Widerstand und Verfolgung in den österreichischen Bundesländern verwehrt, und das Kärntner Landesarchiv wie der Geschichtsver- ein für Kärnten glänzten durch die Abwesenheit einer wissenschaftlichen Arbeit über den Widerstand der Kärntner Slowenen. Die Kärntner Slowenen wiederum verfügen über eine „lebendige Tradition der Erinnerungskultur“, die auch in der Literatur ihre Referenz erhalte. Die Sorge vor dem Verschwinden der Erfahrung einerseits und zum anderen um die Erfahrungen zu dokumentieren, begannen Vereine und Verbände der Kärntner Slowenen unmittelbar nach der Befreiung vom Nationalsozialismus „Erinnerungen, Erzählungen, Briefe, Zeitzeugenbe- richte und Dokumente über Widerstand und Verfolgung zu sammeln und in ihren Tages- und Wochenzeitungen, in Kalendern, Broschüren und Büchern zu veröf- fentlichen“ (Amann 2013, 27). Auf drei Bücher von Andrej Kokot, Lipej Kolenik und Karel Prušnik-Gašper, autobiografische Erzählungen über Krieg, Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit, hat Peter Handke in seiner Dankesrede zur Verlei- hung des Ehrendoktorates der Universität Klagenfurt mit dem Aufruf „Lesen Sie gefälligst!“ aufmerksam gemacht. Im Entstehungskontext des Familien- und Geschichtsdramas Immer noch Sturm spielen neben den drei oben genannten Autoren auch noch weitere Erinnerungsbücher der Kärntner Slowenen eine wich-
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Titel
Logiken der Sammlung
Untertitel
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Autoren
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
202
Schlagwörter
Archiv, Nachlassinventar
Kategorien
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