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112â â Stephan Gaisbauer
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Tonaufnahmen fĂŒr den Sprachatlas von Oberösterreich (SAO)
Wenn wir uns nun den Tondokumenten zuwenden, die auf eigene Initiative hin
erstellt wurden, so sind zunĂ€chst die â bereits eingangs erwĂ€hnten â Aufnahmen
freier GesprÀche zu nennen, die im Kontext der schriftlichen Erhebungen des
Sprachatlas von Oberösterreich (SAO) entstanden sind. Seit Beginn des Projekts
im Jahr 1988 wurden pro Erhebungsort durchschnittlich zwei Aufnahmen zu je 30
Minuten gemacht, sofern nicht ein Defekt der altersschwachen TonbandgerÀte
eine Aufzeichnung vereitelte. Themen dieser Interviews waren etwa bÀuerliche
Arbeiten, Feste, BrÀuche, Sagen, Anekdoten, Jugenderinnerungen, Spiele, Musik,
Kriegsereignisse usw. Die Form des ungesteuerten Interviews mit freier Themen-
wahl durch die GesprÀchspartnerInnen erbrachte in vielen FÀllen originelle und
auch aus der Sicht der ErzÀhlforschung interessante Aufnahmen.
Einen regelrechten Quantensprung bildete â sowohl in qualitativer als auch
in quantitativer Hinsicht â ab der Mitte der 1990er-Jahre der Einsatz digitaler Recor-
der und professioneller GroĂmembran-Mikrofone. Die DAT-Kassetten erlaubten
bei einer Samplerate von 48 kHz und einer nahezu rauschfreien AudioqualitÀt
zwei- bis dreimal lĂ€ngere Aufnahmen als die Tonbandspulen, auĂerdem haben
sie sich in den letzten drei Jahrzehnten als relativ sichere DatentrÀger erwiesen.
Da die neue Technik die Speicherung groĂer Datenmengen auf kleinem Platz
ermöglichte, wurde im Jahr 2001 damit begonnen, die regionalen SprachvarietÀ-
ten an allen SAO-Erhebungsorten systematisch zu dokumentieren. In einem
Projekt mit dem Titel OöTon â Audiothek oberösterreichischer Dialekte wurden
anhand eines Fragebogens 835 Fragen zu Wörtern, Phrasen und SÀtzen mit pho-
nologisch, morphologisch, syntaktisch und lexikalisch interessanten PhÀnome-
nen gestellt. FĂŒr die Erhebung des bĂ€uerlichen Basisdialekts wurden Personen
befragt, die der Àlteren Generation (Geburtsjahr vor 1950) angehören, einen land-
wirtschaftlichen Beruf ausĂŒben bzw. ausgeĂŒbt haben und möglichst in der
zweiten Generation ortsansĂ€ssig sind. Aus dieser Enquete (âOöTon â Serie Iâ)
liegen bisher nahezu 540 Aufnahmestunden vor.
In einer weiteren Runde (âOöTon â Serie IIâ) wurde der Versuch unternom-
men, den Sprachgebrauch einer jĂŒngeren Altersgruppe zu erheben. DafĂŒr wurden
Personen befragt, die der Generation mit Geburtsjahr nach 1980 angehören und
keinem landwirtschaftlichen Beruf nachgehen. Von dieser Serie liegen knapp 100
Aufnahmen vor, weitere 80 sind noch geplant. Die erhobenen Sprachdaten zeigen
die Unterschiede im Sprachgebrauch zweier Altersgruppen auf und geben einen
Einblick in die soziale Dimension sprachlicher Variation. Zu den Aufnahmen der
OöTon-
Enquete findet sich auf der Website des StifterHauses auch eine An
wendung,
die Hörproben des traditionellen Dialekts und einer jeweils jĂŒngeren Entsprechung
bietet (vgl. https://stifterhaus.at/forschung/sprachforschung/hoer
atlanten). Neben
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik